Dienstag, 27. November 2007

Novene zur Immaculata

Die Peterskirche begeht in den kommenden Tagen eine Novene zur Immaculata bis zum Hochfest Maria Empfängnis. Im Mittelpunkt stehen die Zehn Gebote, aufgefädelt an den "Ja"s, die Papst Benedikt in seiner Predigt in Mariazell herausgearbeitet hat: Ja zu Gott, ja zur Familie, ja zum Leben usw. Jeden Abend um 18.30 Uhr findet daher eine feierliche Messe mit Predigt zum jeweiligen Gebot statt. Sicher eine anhörenswerte Vorbereitung auf das Hochfest...

Freitag, 16. November 2007

Schnee über Wien

"Himmel über Wien" im wahrsten Sinne des Wortes: in und um Wien ist seit gestern abend das Schneechaos mit ansehnlichen Mengen des weißen Pulvers ausgebrochen (samt die ganze Nacht gesperrter Autobahn u. Ä.). Aber eines ist sicher: schmuck schaut's schon aus...



Freitag, 26. Oktober 2007

Christentum und Islam

„Jeder Christ muss sich mit Wahrhaftigkeit und ernsthaft mit dem Islam auseinandersetzen.“

Das sagte der bekannte österreichische Moslem-Missionar P. Josef Herget CM kürzlich bei seinem Vortrag im Studentinnenheim Währing, bei dem ich auch dabei sein durfte. Herget, der 15 Jahre in der Türkei gelebt hat und Land und Leute offenbar leidenschaftlich liebt, plädierte für einen klaren und ehrlichen, aber auch liebevollen und freundschaftlichen Umgang zwischen Christen und Moslems.

Gleichzeitig zeigte er sich in Bezug auf den Islam illusionslos. Unter seinen Worten entstand das Bild einer harschen, völlig aus der genauen Befolgung von Ritualen bestehenden Religion, in der das Persönliche, gar eine persönliche, liebende Beziehung zu Gott, praktisch keinen Platz hat.

So wurde für mich auch die Freude des Hl. Paulus, das Gesetz durch die Gnade ersetzt zu sehen, für mich plötzlich begreifbarer (selbst wenn das Gottesbild des Judentums ein anderes ist als das des Islam). Ich glaube, nach dem Vortrag Hergets waren die anwesenden Christen alle dankbar, sich als Kinder Gottes zu wissen und Ihn als "Vater" ansprechen zu können...

Freitag, 12. Oktober 2007

Die Barmherzigkeit Gottes

Wie verhalten sich Recht und Barmherzigkeit? Heißt barmherzig sein, zu allem Ja und Amen sagen? Jesus hat gesagt, wir sollen barmherzig sein wie es unser himmlischer Vater ist. Gott ist barmherzig: das ist die Grundbotschaft der Bibel. Sind wir barmherzig? Ist es unsere Gesellschaft? Ist es die Kirche? Ohne Barmherzigkeit wird das Leben unerträglich.

Mit diesen Worten wirbt Kardinal Schönborn in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratiszeitung Heute für seine neue Katechesereihe, die am Sonntag um 20.00 Uhr im Stephansdom startet. Themen werde etwa sein: "Das Alte Testament: der zornige oder der barmherzige Gott?", "Jesu strenge Barmherzigkeit", "Paulus - Ich habe Barmherzigkeit gefunden" oder "Die Mutter der Barmherzigkeit".

Auf dem Flyer stehen als "Appetizer" zudem folgende Worte von Papst Benedikt XVI. aus seiner Angelus-Ansprache vom 16.9.2007:

In unserer Zeit hat es die Menschheit nötig, daß die Barmherzigkeit Gottes kraftvoll verkündigt und bezeugt wird. Prophetisch ahnte diese pastorale Dringlichkeit der geliebte Johannes Paul II., der ein großer Apostel der göttlichen Barmherzigkeit gewesen ist. Dem barmherzigen Vater widmete er seine zweite Enzyklika, und während seines ganzen Pontifikats machte er sich zum Missionar der Liebe Gottes bei allen Völkern. Nach den tragischen Ereignissen des 11. September 2001, die den Beginn des dritten Jahrtausends verdunkelten, forderte er die Christen und die Menschen guten Willens auf zu glauben, daß die Barmherzigkeit Gottes stärker als alles Böse ist, und daß sich nur im Kreuz Christi das Heil der Welt findet.

Samstag, 15. September 2007

"Glaube ist ein Leben"

"Das ist natürlich ein tolles Gefühl - aber Glaube ist kein Gefühl! Glaube ist ein Leben! Und das wollen wir leben!"
(Eine Bekannte von mir antwortet beim Papstbesuch auf die fast obligatorische Frage einer Reporterin: "Was ist das für ein Gefühl...?")

Samstag, 8. September 2007

Was der Papst noch sagen wollte...

Bekanntlich fiel gestern beim Empfang des Heiligen Vaters am Platz "Am Hof" das Mikrofon aus, so dass er seine Rede abbrechen musste. Kardinal Schönborn stimmte nach einiger Zeit mit seiner lauten und kräftigen Stimme das "Vater unser" ohne elektronische Verstärkung an, auf das der Apostolische Segen folgte. Eigentlich wollte der Heilige Vater an der Mariensäule "Am Hof" in einem abschließenden Gebet Österreich der Mutter Gottes anvertrauen.
Hier ist also nun der Rest der Rede und eben jenes Gebet dokumentiert:

"[...] Die Mariensäule, die Kaiser Ferdinand III. zum Dank für die Befreiung Wiens aus großer Gefahr auf diesem Platz errichten ließ und vor genau 360 Jahren einweihte, soll für uns auch heute ein Zeichen der Hoffnung sein. Wie viele Menschen haben seither vor dieser Säule innegehalten und betend zu Maria aufgeschaut! Wie viele haben in persönlichen Nöten die Kraft ihrer Fürsprache erfahren! Doch unsere christliche Hoffnung umfaßt noch weit mehr als die Erfüllung unserer kleinen und großen Wünsche. Wir schauen auf zu Maria, weil sie uns zeigt, zu welcher Hoffnung wir berufen sind (vgl. Eph 1,18), weil sie das verkörpert, was der Mensch eigentlich ist!

[An dieser Stelle fiel das Mikrofon aus!]

Wir haben es vorhin in der Lesung gehört: Schon vor der Erschaffung der Welt hat Gott uns in Christus erwählt. Jeden von uns kennt und liebt er von Ewigkeit her! Und wozu hat er uns erwählt? Um in Liebe heilig und untadelig vor ihm zu leben! Und das ist keine unerfüllbare Aufgabe: In Christus hat er uns die Verwirklichung schon geschenkt. Wir sind erlöst! Durch unsere Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus hat Gott uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet. Öffnen wir unser Herz, nehmen wir das kostbare Erbe an! Dann werden wir mit Maria das Lob seiner herrlichen Gnade anstimmen. Und wenn wir weiter unsere alltäglichen Sorgen vor die makellose Mutter Christi hintragen, wird sie uns helfen, unsere kleinen Hoffnungen immer zu öffnen auf die große, die eigentliche Hoffnung hin, die unserem Leben Sinn gibt und uns mit tiefer, unzerstörbarer Freude erfüllen kann.

In diesem Sinne möchte ich nun mit Ihnen aufschauen zur Immaculata, ihrer Fürsprache die Bitten anvertrauen, die Sie vorhin vorgetragen haben, und sie um ihren mütterlichen Schutz für dieses Land und seine Bewohner bitten:

Heilige Maria, makellose Mutter unseres Herrn Jesus Christus, in dir hat Gott uns das Urbild der Kirche und des rechten Menschseins geschenkt. Dir vertraue ich das Land Österreich und seine Bewohner an: Hilf uns allen, deinem Beispiel zu folgen und unser Leben ganz auf Gott auszurichten! Laß uns, indem wir auf Christus schauen, ihm immer ähnlicher, wirklich Kinder Gottes werden! Dann können auch wir, erfüllt mit allem Segen seines Geistes, immer besser seinem Willen entsprechen und so zu Werkzeugen des Friedens werden für Österreich, für Europa und für die Welt. Amen."

Freitag, 7. September 2007

Petrus der Regen und die Medien

Über was sollte "Himmel über Wien" berichten, wenn nicht über den Papstbesuch. Und es mutet fast ironisch an, das dieses Blog "Himmel über Wien" heißt, denn eben jener, der Himmel über Wien, scheint diesen Besuch, zumindest momentan ein wenig ins Wasser fallen zu lassen, denn es regnet unaufhörlich. Dementsprechend musste zugleich die Begrüßung des Heiligen Vaters am Flughafen in einen Hanger verlegt werden. Währendessen standen schon eine größere Anzahl vor allem junger Menschen am Platz "Am Hof" um den Heiligen Vater begrüßen zu können, was dieser dann auch mit einem "Ich habe gehört, dass Sie schon drei Stunden da stehen; ich kann Sie nur bewundere und Vergelts Gott sagen." beachtete.

Da stand er nun, auf dem Balkon der Kirche "Zu den neun Chören der Engel". Ein kleiner Mann, relativ weit entfernt, der winkte, soviel konnte man erkennen. Ein paradoxes Gefühl, wie im vorherigen Beitrag beschrieben, kam auf, nämlich eine seltsame Unberührtheit, ein gewisses Unwohlsein in mitten der den Papst zujubelnde Masse - der Heiliger Vater war nur ein Mensch, einer von uns, wie es so heißt, einer, der nichts wirklich Besonderes ausstrahlt, aber gerade das macht ihn so sympathisch, indem er sich frenetischen Erwartungen wiedersetzt und die Situation auf persönlicher Ebene, für den Moment eigenartig enthistorisiert und mit seiner Ernsthaftigkeit die Möglichkeit zu einem tieferen Zugang bietet (das Bewusstsein über die Größe des Momentes kommt aber später doch zurück) - und zugleich ist dort dieser andere Teil des Gefühls, der aufscheint, wenn man auf die riesigen Videowände blickt. Überlebensgroß, sein Gesicht die Leinwand ausfüllend schaut er liebvoll auf uns hinab - so kennen wir ihn, so verehren wir ihn und so wird auf komische Art und Weise das Bild vom Heiligen Vater auf dem Bildschirm realer, vom Gefühl echter anmutend (was es aber gerade nicht ist), als die kleine Person dort vorn auf den Balkon, weil hier die Größe des Bildes die Größe des Gefühls bestimmt (wahrnehmungspsychologisch und filmwissenschaftlich keine neue Erkenntnis), freilich mit der wissenden Komponente, dass dies alles echt ist, d.h. das was ich sehe sich zugleich vor mir abspielt und ich somit gewissermaßen Teil eines medialen Raumes bin.

Hier treffen wir auf die Macht der Medien, denn der mediale Raum ist zugleich ein historischer bzw. simuliert d.h. konstruiert einen solchen historischen Raum, den wir zunehmend als den echten Raum der Geschichte akzeptiert haben, obwohl er es natürlich keineswegs ist. Und auch wenn er es noch nicht ist, wird alles daran gesetzt ihn dazu zu machen - Geschichte wird mit und in Medien gemacht (siehe "11. September 2001"). Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der nach Unsterblichkeit (in welcher Form auch immer) strebende Mensch, der, wie im vorherigen Beitrag gesagt, somit in die Geschichte drängt, sich auch in die Medien oder zumindest in die Nähe von herausstechenden Personen der Medienöffentlichkeit, eben des medialen Raumes drängt.

Um so verheerender muss es fast anmuten, wenn dieser mediale Raum zusammenzubrechen droht, wenn ein Papst nicht mehr gehört und gesehen wird und nur noch eine kleine unscheinbare Figur ist. So geschehen heute mittag, als er Heilige Vater gerade ansetzten wollte die gehörte Lesung auszulegen. Plötzlich viel der Strom aus und nichts war mehr zu hören und auch das freundliche Gesicht von der Videowand war verschwunden, die fortan schwarz blieb. Es herrschte verwirrte Unsicherheit allerorten bis schließlich irgendwann der kleine weiß-rote Mann auf dem Balkon die Arme scheinbar zum Apostolischen Segen hob und schließlich verschwand.

Wer in diesem kleinen weiß-roten Mann nicht nur die medial-historische Person sah, sondern durch sie hindurch, schon durch die Bildschirme, als sie noch liefen, wer durch die übermenschlichen Großaufnahmen hindurch Petrus erkennen konnte, einen einfachen Fischer, der eben nichts wirklich Besonderes ausstrahlt, erkannte vielleicht auch sein wahres Anliegen, denn "Zu ihm hat Christus das Wort gesagt, das wie ein Felsen die Kirche durch die Jahrhunderte trägt: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen"

(Mt 16,18). Dieses Wort Jesu gilt. Christus selber baut seine Kirche, auch heute. Sie ist nicht bloßes Menschenwerk, obwohl so viel Menschliches an ihr ist, an Großem und an Schwachem. Deshalb lebt die Kirche, weil Christus sie trägt und stets durch seinen Geist erneuert.

[Im] Heiligen Vater ist diese Zusage Jesu Gegenwart. "Du bist Petrus"! "Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!" Petrus wie seine Nachfolger waren und sind Menschen mit ihrer Größe und ihren Bedrängnissen. Aber Christus ist treu. Auch heute baut er seine Kirche auf Petrus, den Fels! Jesus hat Petrus den Auftrag gegeben:

"Stärke deine Brüder!" (Lk 22,32). Ja, Heiliger Vater, stärken Sie ihre Brüder und Schwestern! Die Kirche in Österreich ist durch notvolle, schmerzliche Zeiten gegangen. Wir sind in Gefahr, mutlos zu werden, zu resignieren oder gar die Hoffnung zu verlieren. Stärken Sie unseren Glauben, Heiliger Vater! Lenken Sie unseren Blick neu auf Christus! Denn Er ist unsere Zuversicht und unsere Hoffnung!" (Aus den Begrüßungsworten Christoph Kardinal Schönborns)

Die Nacht davor

Ein Sturm ist vorbei. Das dünne Nass lässt die Gehwegplatten unheimlich glitzern, die Lichter einer schlafenden Großstadt spiegeln sich in ihnen – Lichter von Autos, die vorüberziehen, ausgestorbene Schaufenster, die wie Bildschirme in die Nacht strahlen, Straßenlaternen. Winzige, zu Matsch verschmolzenen Sandkörner knirschen unter meinen Schuhsohlen, während ich die Kärntner Straße entlang schlendere, nichts im Sinn, nur meinen Blick streifen lassend. Es ist still, nur ein kurzes Murmeln hie und da, ein kurzes auflachen, dann wieder Stille, nur das nasse Rauschen von Autos in der Ferne. Es ist eine seltsame Spannung in der Stadt, wie Elektrizität schnallst sie um jede Ecke, aufgeladen, und die Straßen, der Graben, der Stephansplatz sind wie Kondensatoren. Sie speichern die Energie, fressen sie in sich hinein – sind gespannt, bis zum zerreißen – bis sie explodieren, in einem ohrenbetäubenden Schreien aufspringen und alles in feurigen Jubel herauslassen, alle Anspannung in gleichmäßigen, rufenden Stößen absondern: „Be-ne-detto!“

Seltsam diese Nacht vor dem Papstbesuch, die nassen Straßen sind bevölkert von kleinen Grüppchen mit Menschen die alle gleich aussehen, mit einem Schild um den Hals, der erkennen lässt dass sie zu einer Konferenz hier sind. Aus jeder Gasse scheint eine kleine Gruppe zu strömen, mit einer Karte in der Hand um Orientierung ringend. Ob sie wissen, was sie in den nächsten Tagen hier erwarten wird?

Riesige Gerüste sind vor den U-Bahneingängen am Stephansplatz aufgebaut, in den Videowände hängen. Lautlos flackert das ORF-Programm in ihnen und wirft angrenzenden Häuser in ein bläulich kaltes, dann wieder in rot warmes Licht. Von hier wird uns der Papst zu lächeln, trotz seiner Verkühlung. Der alte Dom scheint nichts davon zu ahnen, obwohl die Orgel ihn heute erben ließ, als hunderte Ministranten während der Generalprobe für die Sonntagsmesse mit dem Papst andächtig durch das Mittelschiff schritten, immer mit einem verschmitzten Blick auf die Monitore an den Säulen, um zu kontrollieren ob die Fernsehkameras ein Bild von ihnen machen würden. Der kleine steinerne Mann an der linken Ecke des Riesentors starrt dennoch weiter, wie jeher, mit seiner flachen Hand über den Augen, um seinen Blick vor blendenen Licht zu schützen, in die Ferne, irgendwo hin, als würde er auf jemanden warten, um, wenn er kommt, herabsteigen und ihn begrüßen zu können.

An der Kirche am Hof ist ein gewaltiges Sonnedach aufgezogen, auf das noch ein paar Tropfen trommeln. An der Rückwand kann man das Papstwappen erkennen. Prächtiger Blumenschmuck schwankt im Wind, eine Folie, die den Ambo abdeckt flattert geräuschvoll. Absperrgitter auf dem Platz davor unterteilen einsam das Nichts und sehen dabei aus wie ein durchsichtiges Labyrinth aus dem es kein Entkommen gibt. Kein Mensch ist zu sehen. Stille, plötzlich glaube ich aber ein Rufen zu hören – viele Rufe, Jubel. Auch hier flackern die Videowände in die Nacht, dessen Lichter in den Regentropfen funkeln und so zu erkennen geben, dass ganze Schnüre zu Boden prasseln – es regnet wieder. Und auch hier glaube ich plötzlich den Heiligen Vater auf den Bildschirmen zu sehen – es ist nur eine Ahnung, eine Ahnung der nächsten Tage.
Ich drehe den Schlüssel um, betrete meine Wohnung und schließe die Tür. Hier stehe ich. Kein Licht leuchtet. Es ist dunkel.

Ich hatte die Freude, ihn einmal in Regensburg zu sehen. Dieses Sehen, in seiner Nähe sein, ist mit einem äußerst seltsamen Gefühl verbunden. Eines, dass sich nun wiederholt, vielleicht sogar in viel stärkerem Ausmaß, denn, man könnte es als ein Lebenshöhepunkt beschreiben (diese emotionale Feststellung ist auch Teil dieses Gefühls), der Papst, der Heilige Vater kommt nach Wien. Dessen aber nicht genug, darf ich ihm wohl begegnen. Es ist eigentlich unglaublich, unbeschreibbar und ich müsste sogleich jubelnd auf und ab hüpfen, aber irgendwie, auch wenn ich es innerlich auf eine Art doch tue, ist diese Sache auch mit einer Wut verbunden. Komisch, nicht wahr? Und man fragt sich, worauf, wogegen und ich weiß die Antwort selbst nicht recht. Dies Gefühl ist derart paradox, dass es mich gar zeitweise dazu treibt, sich vorzustellen kein Katholik zu sein, kein, fast fanatischer Bewunderer des Hl. Vaters zu sein. Viel lieber wäre ich hin und wieder wie einige meiner Kommilitonen, die sich einen Dreck um diese ganze Sache scheren, sie interessieren sich kein Stück dafür und gehen; statt sich auf den Besuch des Papstes vorzubereiten, sich einem seltsamen Konkurrenzkampf ausgesetzt zu sehen, den man sich selbst schwer enthalten kann, stattdessen gehen sie ruhigen Gewissens ins Kino, lassen sich vermutlich auch morgen und am Sonntag dieses historische Ereignis entgehen. Warum? Ich bin fast neidisch, mit welcher Leichtigkeit sie dies an sich vorüberziehen lassen können.

Möglicherweise bin ich also auf mich wütend, vielleicht aber auch auf sie, wahrscheinlich aber auf die ganze angespannte, hochgezüchtete, hochegoistische Situation, in der sich jeder in den Mittelpunkt, zum Papst, zu rücken sucht, ich leider auch. Wahrscheinlich bin ich doch auf mich wütend, denn wie gerne würde ich der Sache entspannt begegnen. Aber es liegt ja leider nicht nur an mir, sondern auch an der ganzen Event-tisierung des Besuches, was den historischen Druck verstärkt. Dieser historische Druck ist ein ganz persönlicher, den vielleicht nicht nur ich mir mache. Es ist ein Druck, der mich dazu drängt nichts zu verpassen, möglichst nah an der Historie dran zu sein, ja, der drängt selbst Geschichte bzw. Teil dieser Geschichte zu werden. Es ist ein Drang zur Historie und damit zu einer historischen Person, die der Papst zweifelsfrei ist. Und dieser Drang zur Historie, also selbst Geschichte zu werden ist natürlich zutiefst mit einem anderen Drang, nämlich mit dem zur Unsterblichkeit, oder wie man in der Stadt Freuds sagen würde, mit dem Selbsterhaltungstrieb (der in Wahrheit das Gleiche ist) verbunden. Es ist also ein allzumenschlicher Drang, der leider viel zu oft vergessen lässt, dass wir schon zur Unsterblichkeit hin erlöst sind und das jeder andere Weg und Versuch zur „historischen Unsterblichkeit“ letztlich zum Scheitern verurteilt ist. Und es ist ein Drang, der immer wieder auftaucht, ein Drang sich auch im Alltag, nicht nur bei derart großen Ereignissen, zu profilieren, sich abzuheben, besonders, unvergeßlich, stark verkürzt gesagt, unsterblich zu werden.

Mman sieht hier nun, das solche großen Ereignisse, wie ein Papstbesuch, einen, überraschenderweise trotzt allem, auf sich selbst zurückwerfen. Und das nicht nur irgendwie, sondern auf existenzielle Art und Weise.

Erinnern wir uns unserer zugesicherten Unsterblichkeit in Fülle, der Gewissheit, dass wir nichts verpassen können, da wir doch im Vater alles haben und immer haben werden, dann können wir, kann ich diesem Besuch ohne Angst und völlig entspannt erwarten und erleben. Und möglicherweise ziehe ich mich dann, wie schon in Regensburg, gerade in dem Moment in Stille vor das Allerheiligste zurück, wo der Heilige Vater um die Ecke biegt, Massen ihm zu jubeln und ich ihm eigentlich zum greifen nah sein könnte.

Donnerstag, 30. August 2007

Papst-Gegendemo

Der Papstbesuch rückt näher. Und nachdem sich schon beim WJT in Köln 2005 kämpferische Atheisten mit einem rosa Dinosaurier wichtigmachen mussten, wird es auch in Wien soweit sein - nämlich mit einer Demo am 7. September.

Die Veranstalter sind von diversen Gegendemonstrationen gegen Veranstaltungen von Pro-Life-Gruppen bekannt: Sozialistische Jugend, Aktion kritischer SchülerInnen (SPÖ-Vorfeldorganisation zur GehirnwäscheEinbeziehung der Schülerschaft), diverse kommunistische Gruppen usw.

Köstlich sind die Wortmeldungen des SJ-Vorsitzenden Engelage dazu, insbesondere dieser funkelnde Edelstein:

Dem Papst selbst und dem Vatikan wirft man einen "rassistischen Charakter" vor.

Ach, warum ist bloß Kardinal Arinze nicht mit!!! (Oder doch?)

Samstag, 4. August 2007

"Free hugs"

Beim Herauskommen aus dem Stephansdom heute sah ich einige junge Menschen, offenbar Aktionskünstler - die auf hochgehobenen Kartontafeln "Free hugs - Gratis Umarmungen" bewarben.

Gerade aus einer ganz innigen Verbindung mit meinem Herrn in der hl. Kommunion kommend, dachte ich mir: Wer will solche Umarmungen - jetzt abgesehen vom Unterhaltungswert - eigentlich haben? Obwohl sie ja so beworben werden, dass sie "gratis" sind - fehlt denn nicht gerade der eigentliche Inhalt einer Umarmung, ihr Sinn: nämlich die Liebe?

Wie deprimierend sind lieblose Umarmungen, selbst wenn sie gratis sein sollten! Umso klarer führen sie die fehlende Liebe - und vor allem die fehlende wahre Liebe - vor Augen...

Mittwoch, 18. Juli 2007

Hitze in Wien

In Wien ist es gerade glühend heiß, und das macht offenbar auch HüW zu schaffen... In den Kirchen scheinen weniger Leute als sonst zu sein, alles ist irgendwie im Sparmodus, und selbst innerkirchliche Ereignisse sind zur Zeit Mangelware. Eine Ausnahme war immerhin die gestrige Kärntner Provinzposse über den angeblichen Papstbesuch, der dann doch nicht stattfand, aber trotzdem in den Medien Länge mal Breite gecovert wurde - ein typisches Sommerloch-Thema?

Mir fällt leider jetzt auch nicht viel Sinnvolles ein (ich wollte nur, dass dieser Blog hier nicht ganz einschläft), deshalb nur noch eine Frage: Gibt's eigentlich einen Schutzpatron gegen Hitze? Doch nicht den Hl. Laurentius? Oder den (in Österreich so populären) Hl. Florian?

Samstag, 7. Juli 2007

Wien ganz unten

Zum motu proprio wird ja überall und immer gebloggt. Mittlerweile ist wohl jeder erdenkliche Jubelruf, jedes Frohlocken, jedes "Dank sei Gott und Dank sei Papst Benedikt XVI" ebenso wie jedes Mahnen, jedes Wimmern und jedes "Das ist der Untergang der Kirche, wie wir sie kennen!" getippt, gepostet, gelesen und kommentiert worden. Also geb' ich nicht auch noch meinen Senf dazu. Ich stehe der Geschichte skeptisch aber auch mit leicht kribbelnder Neugierde gegenüber. Mir bleibt daher ohnehin nur das geduldige Abwarten und Erfahren.

Jetzt habe ich aber zum Thema motu proprio etwas gefunden, das sich - obwohl aus Wien kommend - als Beitrag zum Wiener Katholizismus einerseits von Anfang an selbst disqualifiziert, andererseits aber ein so enthüllendes Licht auf eine Spielart des Fantasie-Katholizismus wirft, daß ich daran nicht schweigend vorbei gehen kann.

Es gibt eine in Wien ansässige Propaganda-Postille, die - sich im Untertiel als christlich und ökumenisch ausgebend - sich inhaltlich eindeutig gegen Papst, Vatikan und grundsätzlich alle nicht ultra-liberalen Kräfte in der katholischen Kirche wendet. Den Titel will ich hier nicht ausposaunen. Wenn Ihr die Zeitschrift einmal in den Händen hattet, dann wißt Ihr eh, wovon ich rede. Enge Bindungen zu "Wir sind Kirche" und Dekoration mit dem Herbert Haag-Preis für "Freiheit in der Kirche" lassen bereits ahnen, in welche Richtung es geht. Und in der Tat läßt einen ein flüchtiges Überfliegen der neuesten Ausgabe mit nur einem Gedanken zurück: "Mann! Und ich hatte nur das Schlimmste befürchtet."

Das Blatt liest sich, als seien die Beitragenden entweder alternde Hippies, die als Studenten-Revoluzzer ihre guten Tage hatten oder zu spät geborenes Jungvolk, das von einem mit Marihuana-Duft gewürzten Paradies der freien Liebe zum sanften Klang gleichgeschalteter Folk-Rock-Gebetseinheiten träumt. Ewiggestrigkeit in Reinkultur gepaart mit der unvermeidlichen Selbstgerechtheit, Larmoyanz und Humorlosigkeit. Ein einziges, langes, langweiliges "Ich will aber, daß Christus es so gemeint hat und daß er auch so verstanden wird, wie ich will, daß er es gemeint hat!" Das arme Zweite Vatikanische Konzil wird für jeden erdenklichen theologischen Egotrip und jede Beschmutzung des Stuhles Petri in den Zeugenstand gerufen. Gott wird hier streckenweise schon gar nicht mehr Gott genannt, sondern "die Natur" oder "das Lebensganze". Als Beispiel für die Art von Journalismus, die man auf diesen Seiten findet, habe ich dieses anzubieten: Innerhalb nur einer Spalte heißt es in der neuen Ausgabe
    "Uns freut..., daß der Salzburger Weihbischof Andreas Laun... seinen christlichen Landsleuten ins Gewissen redete. Christen sei es streng verboten, andere Menschen persönlich zu verurteilen, sich als Richter über sie aufzuspielen bzw. sich moralisch zu entrüsten.

    Uns mach betroffen...
    (kein Witz, da steht wirklich 'betroffen'), daß der Papst offenbar... entschlossen ist, den Forderungen traditionalistischer Kreise innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche nach einer Wiederzulassung des vorkonziliaren Meßritus nachzukommen."
Was wollen uns die Macher dieser Zeitschrift damit sagen? "Hey, wir dürfen urteilen und uns moralisch entrüsten, okay?! Schließlich sind wir keine Christen!"Bei aller Skepsis meinerseits gegenüber diesem Blatt: Das kann es doch unmöglich sein.

Naja, jedenfalls haben es die Schreiber mit der neuen Ausgabe doch tatsächlich geschafft: Sie sind so tief gesunken, daß selbst ein Latrinenwühler wie ich Probleme hat, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen: Ein Artikel in der neuen Ausgabe befaßt sich mit dem motu proprio bzw. dessen Folgen. Überschrift: "Rückkehr zur Judenfeindlichkeit"

Unter Hinweis auf die im Gegensatz zu "treulos" und "Unglaube" nicht aus dem 1962-er Messbuch gestrichenen Begriffe "Verblendung" und "Finsternis" (alle beziehen sich auf die Juden), wird beklagt, daß nun wieder offiziell für die Bekehrung der Juden gebetet werden kann, daß durch Verminderung der Lesebeiträge aus dem Alten Testament der Neo-Markionismus fröhliche Urständ feiert und daß das Zweite Vatikanische Konzil durch das Ignorieren seiner Errungenschaften eine gar fürchterliche Schändung erfährt.

Und jetzt muß ich doch mal ganz blöd fragen: Wie kommt es, daß so gut wie alle mir bekannten Laien und Priester mit einer hauchzarten Sehnsucht nach dem tridentinischen Ritus normale, brave Katholiken sind, die in der Regel einen gesunden Humor besitzen, freundlich und hilfsbereit sind und - gasp! - sogar zur Beichte gehen? Die Antwort liegt mir ja eigentlich auf der Zunge, aber kann es denn wirklich so einfach sein? Sollte der entscheidende Unterschied wirklich nur in der Identitätsstiftung über positive oder negative Indikationen liegen? Wahrscheinlich ist es so. "Ich weiß, was ich will und ich will es für mich" mag hart und egoistisch klingen. Aber stellt es mal dem "Ich weiß, was ich nicht will und ihr sollt es gefälligst auch nicht wollen" gegenüber.

Den Kirchen- und Papstkritikern scheint das Wasser ja wirklich bis zum Halse zu stehen, wenn sie jetzt schon zu solchen Mitteln greifen müssen. Schade, daß sie nicht in die Zukunft blicken können und sich stattdessen jammernd an die "Judenfeindlichkeit" klammern.

Am grauslichsten für mich ist, daß es Menschen gibt, die sich als "Christen" gegen das Gebet für die Bekehrung der Juden stemmen. Das tun wir im Chorgebet immer wieder, wenn wir bitten, daß alle Völker zur vollen Wahrheit gelangen und Christus als ihren Erlöser erkennen mögen. Oder gehören die Juden nicht zu allen Völkern?

Naja, nun da das motu proprio da ist, nur zwei kleine Empfehlungen: An diejenigen, die begierig und mit den Hufen scharrend drauf gewartet haben: Treibt's erstmal nicht zu doll, sonst haben wir die Post-VKII-Verhältnisse, nur umgekehrt. An diejenigen, die es so gar nicht haben wollten: Macht Euch nicht ins Hemd. Niemand will die Kirche spalten und - wie der Heilige Vater in Summorum Pontificum selbst schreibt: Nun von zwei Riten zu reden ist nicht angebracht. Es ist schlicht der zweifache Usus desselben Ritus.

Na bravo, jetzt habe ich ja doch meinen Senf dazugegeben. Ach, was soll's.

Einen schönen Sonntag Euch allen!

Alipius

Mittwoch, 4. Juli 2007

peregrinus sum ego sicut et patres mei....

Wenn ich in diesen Tagen durch die Innenstadt gehe (oder genauer: versuche: irgendwie durchzukommen), sehe ich unzählige Gesichter von Menschen, die nicht wenig Geld ausgeben, um ein paar Tage in dieser schönen Stadt zu verbringen,
während ich zur Zeit nur von einem Gedanken gedrängt werde: "Nichts wie weg von hier- und zwar möglichst weit...",
wohl wissend, dass mir das mindestens soviel kosten wird, wie diesen Touristen, denen ich fast täglich "begegne".....
schon paradox diese zeitgenössische Variante der Völkerwanderung,
die sich Tourismus nennt,
(nicht nur) hierzulande der unumstrittene Wirtschaftsfaktor Nr.1 ist
und im wesentlichen ein Ausdruck innerer Unruhe und Heimatlosigkeit .
Alle miteinander suchen wir Entspannung, Unterhaltung, Abwechslung, Ruhe,....und was sonst nicht alles,
investieren nicht wenig Geld und Anstrengung dafür und werden doch nicht satt davon.
Der Ursprung dieser Unruhe ist eine tief sitzende Unzufriedenheit in uns:
wir wollen alle miteinander immer dort sein, wo wir gerade nicht sind, weil wir meinen,
dort die Erfüllung unserer berechtigten Sehnsucht nach innerer Beheimatung, Ruhe und Gleichgewicht zu finden.

Ein Impuls der letzten Tage wurde für mich zum Korrektiv für meine/unsere heurigen Urlaubspläne: ganz bewußt der Einladung des HERRN zu folgen: Kommt mit....und ruht euch ein wenig aus:
Urlaub mit Ihm, -in erster Linie mit Ihm und alles andere ist nebensächlich.
Das bedeutet nicht notwendigerweise daheim zu bleiben und die Tage des Urlaubs in einer kühlen Kirche zu verbringen...
es bedeutet vielmehr, diese innere Unruhe und Hetze abzulegen, und dieses suchtartige Verhalten, möglichst viel zu "erleben"....Urlaub mit IHM bedeutet dann vielmehr: sich Zeit nehmen, die Beziehungen innerhalb der Familie neu zu beleben, das Gebet intensiver zu pflegen, ein gutes Buch zu lesen, sich der Schönheit einer anderen Umgebung zu öffnen und dafür dankbar zu sein, und IHN in allem zu entdecken, mit anderen Worten:"Pilger"-sein und Pilger sind alles andere als gehetzte Wesen.

Montag, 2. Juli 2007

Neupriester, Ehe und Zölibat

Kath.net hat ein schönes Interview mit Gerhard Höberth, der als verheirateter ehemaliger protestantischer Pastor kürzlich zum Priester geweiht wurde:

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Zölibat vieles für die Lebensgestaltung eines Priesters leichter macht, ein Zeugnis für das Reich Gottes ist und große Freiheit für Gott und die Menschen schenkt. Andererseits habe ich erlebt, wie evangelische Pfarrer-Ehen scheitern und ganze Pfarrgemeinden darunter enorm leiden.

Dass viele Priester ihr Zölibatsversprechen nicht durchhalten konnten und ihr Amt deshalb nicht ausüben dürfen, bedaure ich sehr. Eine generelle Aufhebung der Zölibatsverpflichtung scheint mir nicht der richtige Weg zu sein - zumal Ehe und Familie in unserer Gesellschaft so sehr unter Beschuss geraten sind. Sollte meine Frau - die mir eine sehr verständnisvolle und geduldige Partnerin ist - vor mir sterben, darf ich natürlich keine Ehe mehr eingehen.


Demgegenüber brachte Österreich gestern eine unsinnige Geschichte mit dem Titel "Vierfacher Vater zum Priester geweiht - Kirche drückt ein Auge zu" (sic!) (und auf der Titelseite dem Zusatz: "500 Priester protestieren"!), in dem Höberths Weihe von irgendeinem querulierenden Ex-Priester von der "ARGE Priester ohne Amt" so kommentiert wird: "Trotz des chronischen Priestermangels sind in Österreich fast 500 geweihte Priester ohne Amt, weil sie geheiratet haben. Ich spreche Rom das Recht ab [sic!], Priestern die Ehe zu verbieten [sic!]".

Oje, oje, oje... Der arme Hw. Höberth, jetzt muss er sich mit so einem Blödsinn herumschlagen...

Ich wünsche ihm aber auf jeden Fall Gottes Segen und alles Gute bei seiner neuen Tätigkeit in persona Christi!

Dienstag, 26. Juni 2007

50 Jahre Opus Dei in Österreich, - Gedenktag des Hl. Josemariá


"Wenn ich versuche zu verstehen, was die große Intention des Heiligen, dessen Fest wir heute feiern, ist, dann glaube ich, es ist die Erfahrung im Alltag, dass der Herr da ist und dass er den Alltag von Innen her verwandelt. Dass in diesem Alltag seine Herrlichkeit aufleuchtet. Wer das erfahren hat, der kann anderen im Alltag bezeugen, der Herr ist da."
(Kardinal Christoph Schönborn heute mittags in der feierlichen Eucharstiefeier zum Gedenktag des Hl .Josefmaria Escrivá in der Wiener Peterskirche anlässlich des 5o-Jahr Jubiläums des Opus Dei in Österreich)

Ein Gemälde mit Geschichte

Wenn man in Archiv des Erzbistums Wien die beiden langen Flure entlanggeht, an denen die Büros liegen, sieht man an den Wänden unzählige Portraits von Päpsten und Wiener Erzbischöfen, bzw. Fürsterzbischöfen, wie sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts korrekt hießen. Streng genommen war Kardinal Piffl der letzte Fürsterzbischof, aber sein Nachfolger Innitzer führte den Titel noch. Das Archiv befindet sich in dem Gebäudekomplex am Stephansplatz, in welchem man auch das erzbischöfliche Palais findet.

Vor und in diesem Palais kam es am 7. und 8. Oktober im Jahre 1938 zu wüsten Szenen. Deren Vorgeschichte mit der "Feierlichen Erklärung" des österreichischen Episkopats, der Volksabstimmung, dem "Anschluß" und den unmittelbar darauf folgenden Repressalien gegen katholische Verbände und Organisationen ist unter anderem bei Maximilian Liebmann in "Theodor Innitzer und des Anschluß" fein recherchiert nachzulesen. Am 7. Oktober fanden sich abends um 20:00 Uhr zwischen 7.000 und 10.000 Jugendliche zum traditionellen Rosenkranzfest im und vor dem Stephansdom ein. Sie alle waren bereits einigermaßen desillusioniert, waren doch die katholischen Jugendverbände mit als erste den neuen Machthabern zum Opfer gefallen. Theodor Kardinal Innitzer, der Wiener Fürsterzbischof hielt an diesem Abend eine Predigt, in der er den jungen Männern und Frauen einschärfte, was sie wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt größtenteils ohnehin längst wussten:
    "Liebe katholische Jugend! Ihr habt in den letzten Monaten viel verloren. Eure Verbände, Eure Jugendgemeinschaften, die ihr mit einem so schönen Idealismus aufgebaut hattet, sind nicht mehr da. Eure Fahnen - Ihr dürft sie nicht mehr tragen. Ihr habt aber auch etwas gewonnen, was noch mehr wert ist, als was Ihr jetzt verloren habt und was all das überdauern kann und muß, etwas, was wir alle eigentlich selbst gleichsam neu entdeckt haben, das ist unsere Pfarre, das ist die Gemeinschaft, die wir haben als Katholiken in der kleinen Gemeinschaft der Pfarre und in der größeren der Kirche, unsere Gemeinschaft der Kinder Gottes - und wenn man uns das eine nimmt, dann greifen wir auf das andere zurück, und wir lassen uns nicht entmutigen. Das Erste, meine liebe katholische Jugend: Steht treu zu Eurer Pfarre, Eurem Pfarrer und allen seinen Mitarbeitern, den Pfarrseelsorgern und lebt mit ihnen in einer lebendigen Pfarrgemeinde und laßt Euch durch gar nichts beirren. Diese sind Euch gute Freunde und sie beten und opfern für Euch und führen Euch. Sie wollen Euch Kraft und Führer sein zum wahren christlichen Leben."

    "Wir wollen grade jetzt in dieser Zeit umso fester und standhafter unseren Glauben bekennen, uns zu Christus bekennen, unserem Führer und Meister, unserem König und zu seiner Kirche."
Klar, daß bei diesen Worten die Anhänger eines anderen Führers unruhig wurden. Unifomierte HJ-ler pöbelten schon während der Feier herum und lieferten sich auch danach Wortgefechte mit den katholischen Jugendlichen. Kirchlicherseits hatte man gehofft, die Jungen und Mädchen begäben sich nach der Feier sofort und zügig nach Hause. Aber die Predigt des Kardinals hatte den Jugendlichen neue Hoffnung und Kraft verliehen. Und so versammelten sie sich vor dem erzbischöflichen Palais und riefen :"Wir wollen unseren Bischof sehen!" Kardinal Innitzer, der eigentlich den Ball etwas flacher hatte halten wollen, erschien schließlich auf dem Balkon, zog ein weißes Taschentuch, winkte der Menge zu und bat sie dann mit Gesten, nach Hause zu gehen. Die katholische Jugend stimmte das "Großer Gott, wir loben Dich" an, versammelte sich auf dem Domplatz, klatschte hier und da einen meckernden HJ-ler weg und skandierte abgewandelte Nazi-Sprüche wie "Ein Volk, ein Reich, ein Bischof". Ein Augenzeuge sprach von einem "... emotionalen Ausbruch, bei dem der Verstand nicht mehr zählte."

Vielleicht hätte verstandgesteuertes Handeln das Chaos des folgenden Tages abwenden oder schmälern können. Andererseits hätte der Nazi-Mob sicherlich auch irgendeinen anderen Anlaß gefunden. Und manchmal tut es auch einfach gut, dem Herzen zu folgen. Auch wenn der Preis hoch sein kann: Am 8. Oktober 1936 stürmten etwa 100 Jugendliche und junge Erwachsene das erzbischöfliche Palais und stürzen sich in die Wohn- und Amtsräume des Kardinals. Innitzers Sekretär Weinbacher, der sich mit zwei Priestern in die Hauskapelle geflüchtet hatte, berichtet:
    "Nachdem wir den ersten Trupp abgewehrt haben, öffnen wir den Tabernakel und konsumieren die hl. Hostien, um das Allerheiligste vor Verunehrung zu schützen. Inzwischen geht in den übrigen Räumen eine Zerstörungswut, die nicht zu beschreiben ist, gegen alle Einrichtungsgegenstände vor sich. Mit den Messingstangen, die den Teppich des Stiegenhauses halten, zerschlagen die Burschen Tische und Stühle, alle Luster und die wertvollen Ölgemälde, besonders alle Kreuze. Die Spiegeltüren der Kapelle, die großen venezianischen Spiegel, die Glastüren der schönen, alten Bücherschränke, alles wird kurz und klein geschlagen."
Der Mob gewinnt schließlich auch in der Kapelle die Oberhand und versucht, Weinbacher aus dem Fenster zu werfen. Der Sekretär kann sich aber losreißen. Kurz darauf erscheint die Polizei. Die Jugendlichen können ungehindert das Palais verlassen.

Kardinal Innitzer wird aus dem Archiv, in dem man ihn hinter schweren Eisentüren in Sicherheit gebracht hatte, geholt und kann sich ein Bild vom Schaden machen. Nicht nur war die Einrichtung des Palais gründlich zerstört worden, man hatte dem Kardinal auch den größten Teil der bischöflichen Kleidung und Insignien, sowie Geld und diverse Privatgegenstände gestohlen. Auf dem Bild seht ihr den Kardinal irgendwann nach dem Sturm auf das Palais vor einem zerschnittenen Gemälde stehen, welches ihn in der Chorkleidung zeig.

Auch im Dompfarrhaus wurde gewütet. Dort warf man den Domkuraten Krawarik durch ein Fenster aus dem ersten Stock auf die Straße. Er landete auf einem Sandhaufen, brach sich beide Oberschenkel und eine Kniescheibe.

Von nun an ging's bergab. Der Klerus im allgemeinen und Kardinal Innitzer im besonderen wurden schon am 13. Oktober von Gauleiter Bürckel in einer Hassrede auf dem Heldenplatz als Volksfeinde Nummer einskommafünf hingestellt. Der Pöbel dankte es ihm und marschierte noch am selben Tag am Palais vorbei, wobei auf den mitgeschleppten Plakaten Sätze zu lesen waren wie "Die Pfaffen an den Galgen", "Zwei, drei, vier... Innitzer krepier" oder "Innitzer und Jud, eine Brut". Überhaupt bekam die Kirche Österreichs von da an die staatliche Unterdrückungspolitik mit voller Wucht zu spüren, wovon ja auch das Stift Klosterneuburg ein Lied singen kann.

Zurück ins Archiv des Erzbistums Wien: Viele der Gemälde, die dort auf den Fluren hängen, weisen Schäden in der Leinwand auf, die immer gleich aussehen. Es sind Messereinstiche, den Kunstwerken beigefügt am 8. Oktober. Zum Beispiel dieses Portrait von Innitzers Vor-Vorgänger Kardinal Nagl:


Das dunkle Zipfelchen auf dem weißen Pelzteil der Cappa Magna ist nicht etwa ein einsames Hermelinschwänzchen, das sich dorthin verirrt hat, sondern ein Messereinstich. Auch der über der rechten Hand des Kardinals zu sehende Schaden stammt vom 8. Oktober. Wie gesagt tragen viele der Portraits im Archiv noch Spuren der HJ-Zerstörungswut. Sie alle sind, wie ich mir sagen ließ, nicht restauriert worden, weil man sie als eine Art Mahnung betrachtet. Naja, wenn's denn was nutzt...

Freitag, 22. Juni 2007

Klonen im Mittelalter

Mittlerweile auch schon in den österreichischen Medien angekommen: die Geschichte vom österreichischen Mediziner Karl Illmensee, der
einen Menschen reproduktiv geklont haben will. (Die Veröffentlichung selber findet man hier, Seite 8.)

In der gestrigen Presse meldete sich dazu der Wiener Reproduktionsmediziner Wilfried Feichtinger zu Wort und sprach Sachen wie:

Ich bin selbstverständlich dafür, das zu publizieren, wir leben ja nicht im Mittelalter oder unter der Inquisition, die Ketzer auf den Scheiterhaufen bringt.

Wir sollten uns nicht von der katholischen Religion etwas oktroyieren lassen. Anderswo, in islamischen Ländern oder Israel etwa, ist Klon-Forschen ja nicht verboten wie bei uns.


Ach wie schön, wenn die katholische Kirche wieder mal als die Beschützerin des Lebens und des gesunden Menschenverstandes präsentiert wird - nolens volens. ;-)

Zudem bestätigt W. F. wieder mal die These der bekannten französischen Mediävistin Régine Pernoud in ihrem köstlichen Büchlein Pour en finir avec le Moyen Âge (etwa: Schluss mit dem Mittelalter), dass Leute, die das Mittelalter gerne rhetorisch evozieren, meistens nicht die geringste Ahnung davon haben... ;-)

Sonntag, 17. Juni 2007

Von Kindern und Hunden

Szene: 14. Wiener Gemeindebezirk, Nachmittag, Straßenbahn.

In der Straßenbahn befinden sich mehrere Frauen unterschiedlichster ethnischer Provenienz mit mehreren (insgesamt etwa 5-6) Kindern verschiedenen Alters. Ein hierzulande ungewohntes und eigentlich freudig stimmendes Bild.

Eine Familie steigt aus, wobei das etwa vierjährige Mädchen aus irgendeinem Grund zu schreien anfängt.

Bei der gleichen Tür steigt eine ältere Frau mit einem Pudel ein. Sie verzieht das Gesicht und sagt beim Einsteigen gut hörbar vor sich hin: "No mehr... No mehr..."

Es ist klar, was (wen) sie meint, aber als sie sich seufzend hinter mir niederlässt, spricht sie's auch aus:

"No mehr Bankert'n."

Donnerstag, 14. Juni 2007

Priesterweihe 2007

Kardinal Dr. Christoph Schönborn weiht am morgigen Freitag, den 15. Juni, dem Hochfest des heiligsten Herzens Jesu sieben Diakone um 16 Uhr im Wiener Stephansdom zu Priestern.

"Die Theologie der Taufe kehrt auf neue Weise, mit neuer Eindringlichkeit zurück in der Priesterweihe. Wie in der Taufe ein „Kleidertausch“, ein Schicksalstausch, eine neue Seinsgemeinschaft mit Christus geschenkt wird, so bedeutet Priestertum, daß der Priester nun bei der Spendung der Sakramente in „persona Christi“ handelt und spricht. Er steht bei den heiligen Geheimnissen nicht für sich selbst und redet nicht aus sich selbst, sondern für den anderen – für Christus. In den Sakramenten wird dabei nur ganz dramatisch sichtbar, was Priestersein überhaupt bedeutet; was wir mit unserem Adsum „Ich bin bereit“ bei der Priesterweihe ausgedrückt haben: Ich bin da, damit du über mich verfügen kannst. Wir stellen uns dem zur Verfügung, „der für uns alle gestorben ist, damit wir, die wir leben, nicht mehr für uns selber leben…“ (2 Kor 5, 15). Sich Christus zur Verfügung stellen bedeutet, daß wir uns in sein „für alle“ hineinziehen lassen: Mit ihm seiend können wir wirklich „für alle“ da sein." (1)

Beängstigend kann es anmuten, angesichts der Herausforderung von nun "für alle" da zu sein. Beängstigend vielleicht deshalb, weil man sich selbst fragt, ob dieser Aufgabe gewachsen ist. Aber seit Euch gewiss, ihr seit nicht allein, wie der Heilige Vater zu berichten weiß:
"[...] wie ich hier bei der Priesterweihe auf dem Boden hingestreckt lag und, gleichsam eingehüllt in die Allerheiligenlitanei, in die Bitte aller Heiligen, wußte ich, daß wir auf diesem Weg nicht allein sind, sondern daß die große Schar der Heiligen mit uns geht und daß die lebendigen Heiligen, die Gläubigen von heute und von morgen, uns mittragen und begleiten. [...]" (2)

Geweiht werden:
Mag . Mario Koji Hatakeyama
geboren am 29.3.1971 in Sao Paulo, Brasilien

Mag. Gerhard Höberth

geboren am 22.4.1960 in Wien

Dr. Ignaz Hochholzer
geboren am 1.6.1956 in Amstetten, Niederösterreich

HR GR Franz Kaukal
geboren am 19.11.1936 in Wien

Fr. Dr. Martin Leitgöb CSsR
geboren am 13.06.1972 in Eggenburg, Niederösterreich

Mag. Peter Ramsebner
geboren am 26.5.1979 in Linz, Oberösterreich

MMag. Zdzistaw Piotr Wawrzonek
geboren am 9.9.1974 in Debica, Polen

Die Primizfeier von Mario Hatakeyama
findet am Samstag, den 16. Juni um 12.00 Uhr in St. Stephan statt.
Primizprediger: Dompfarrer Toni Faber

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, ALLES GUTE UND GOTTES SEGEN!

Montag, 11. Juni 2007

jenseits der langen Nächte....


auch nach der" langen Nacht der Kirchen"

lebt sie- die Kirche in Wien....

vor kurzem:

etwas müde und erschöpft von der aktuellen "Hitze über Wien"

finde ich Zuflucht in der kühlen Dominikanerkirche.

Vorne im Chorgestühl psalmodieren die Predigerbrüder die Vesper:

vertraute Worte,

ich steige ein wie in einen Strom:

...nicht uns oh Herr bring zu Ehren nicht uns, sondern deinen Namen, in deiner Huld und Treue,

warum solllen die Völker sagen: ihr Gott wo ist Er?...

und am Ende das langezogene dominikan. Salve Regina:


Ob wenigstens ein paar Nachtschwärmer von vergangener Woche hängengeblieben sind in dieser Heimat, die die Kirche in der Wüste dieser Stadt ist und bieten kann?-hoffe ich ...gementes et flentes...illos tuos misericordes oculos ad nos converte!


Freitag, 8. Juni 2007

just a call

Heute nachmittag-ein unerwarteter Anruf eines befreundeten Priesters.
Einfach so, er wolle mich nur wieder einmal hören,
nachdem er so lange Zeit auf Reisen war.

Eine Freude
und Seltenheit in dieser Stadt,
in der auch das fromme Leben der Katholiken
oft unter der Etikette des Anstands
und der Konventionen manchmal wie geknebelt erscheint.

Unnötig hinzuzufügen, dass dieser Freund und Priester
keinem der vornehmen österreichischen Stifte angehört,
(verzeih, Alipius,---- nix gegen Dich)
die auch ein Teil meiner Biographie sind...

Vielleicht hat C. Recht, wenn er mir unlängst bei einem
Cola-oder wars doch ein Eis (??)
auf dem Schwedenplatz sagte,
es scheine ihm, dies sei nicht die Zeit der monastischen Orden
sondern mehr jene der Bettelorden
und er dachte dabei an die dominikanische Familie....
Vielleicht hast du Recht, C. .....

Donnerstag, 7. Juni 2007

Fronleichnam in Wien

Lauda Sion Salvatorem!

Ich war heuer das erste Mal bei der großen Fronleichnamsprozession in der Wiener Innenstadt, und sie war tatsächlich ein unvergleichliches Erlebnis - all die bunten Gruppen, die sich dort zusammenfanden... Ein spanischer Priester, den ich kenne, meinte sogar, so eine "barocke Pracht" gebe es selbst bei Prozessionen in Spanien nicht... Das ist echtes "Vienna lifestyle"!

Auf den Bildern sind außer den Altären am Josefs- und am Petersplatz u. a. Mitglieder katholischer Studentenverbindungen (1. Bild), oberösterreichische "Goldhauben"-Damen (2. und 8. Bild), Mitglieder des Deutschen Ordens (2. Bild), der Apostolische Nuntius Edmond Farhat (4. Bild), die Gardemusik des Bundesheeres (7. Bild), Kardinal Schönborn (letztes Bild) sowie weitere illustre Persönlichkeiten ;-) zu sehen...










Dienstag, 5. Juni 2007

A jedes Viecherl is a besserer Mensch....

Diese fast legendäre Wiener Redensart, hörte ich erst kürzlich, etwas modifiziert aus dem Mund einer Kollegin:
(langjährige, gewissenhafte, ja, engagierte Krankenschwester auf einer Intensivstation) zum Thema Tod:
"Naja, wenn so ein Mensch stirbt, das kann ich ganz gut verkraften, das gehört zu meinem Beruf...aber der Gedanke, dass einer meiner beiden Hunde vielleicht bald stirbt,--nein wenn ich daran denke werde ich krank."
Soweit zur cultura mortis, einmal aus einem anderen, für diese Stadt aber ganz typischen Blickwinkel.

Grauslichkeiten und Symptome

Heftige Proteste bei Behinderten- und Lebensschutzorganisationen hat in den vergangenen Wochen ein "Lernbehelf" mit dem Titel Biomedizin des Wiener Genetikers Markus Hengstschläger hervorgerufen, in dem Behinderte ausschließlich als "defizitäre" medizinische "Fälle" dargestellt werden - und implizit deren Wahrnehmung als "lebensunwertes Leben" suggeriert wird. (Eine umfassende Kritik der Behindertenhilfsorganisation "Lebenshilfe" - leider Gottes mit einer der üblichen "Abtreibung von Behinderten ist schlecht, aber Abtreibung an sich ist super"-Bemerkung drinnen - sowie eine Antwort Hengstschlägers darauf findet man hier.)

Der gute Professor ist zwar Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben (!), führt aber auch - wie aus diesem Lebenslauf (allerdings nicht aus dem oben verlinkten) hervorgeht - "pränatale (am Ungeborenen) und postnatale genetische Diagnostik am Menschen" durch. (Und wozu die pränatale Diagnostik von genetischen Defekten und Behinderungen gut sein soll, können wir uns ja alle lebhaft vorstellen...)

Nun soll der "Lernbehelf" aus dem Verkehr gezogen und überarbeitet werden.

Ob's was hilft? Die cultura mortis ist bereits weit vorgeschritten...

Samstag, 2. Juni 2007

Lange Nacht der Kichen 2007

Wie im letzten Jahr, war es auch heuer wieder unmöglich sich all das anzusehen, was man sich eigentlich zu sehen vorgenommen hatte. Jegliche Planung , auch wenn sie nicht völlig überflüssig ist, wird sehr wahrscheinlich durchkreuzt, weil man mal dort etwas länger bleibt und hier einmal ausserplanmäßig hineinschaut. Dann wird natürlich vergessen die Fahrtzeit einzuplanen, bis schließlich das Chaos perfekt zu sein scheint. Aber dennoch oder gerade vielleicht wegen der Flexibilität war die vergangene Nacht ausgesprochen gelungen. Auch deshalb, weil es in diesem Jahr scheinbar weniger Menschen auf die Straßen getrieben hat. Das mag zunächst negativ erscheinen, ist aber für den einzelnen Besucher sehr angenehm, muss es sich doch nicht im heillosen Gedränge unwohl fühlen - abgesehen davon, dass solche Zustände einem Kirchenraum oft unangemessen sind. Nein, vielmehr glaube ich, dass es nicht wirklich weniger Besucher waren, sondern das sie sich heuer besser verteilt haben. Die offiziellen Zahlen sprechen sogar von einem Zuwachs. So gefiel mir der Stephansdom mit seiner Tuch- und Lichtinstallation diesmal recht gut, was im letzten Jahr nicht der Fall war. Mir schien, als waren es auch hier weniger Leute, die zugleich dem ausgesetztem Allerheiligsten weitaus würdiger und besinnlicher begegneten als im letzten Jahr. (Vielleicht habe ich aber auch nur einen guten Zeitpunkt erwischt.) Andererseits halte ich diese Praxis der Anbeteung, die einem auch in anderen Kirchen begegnen konnte, für fragwürdig, da eben gerade im Rahmen einer solchen (teilweise "Show"-)Veranstaltung wie der "Langen Nacht" seltener besinnliche Momente aufkommen können, als in einem stillen Kirchenraum. Ich halte die Angelegenheit für schwierig und wüsste nicht genau wie ich mich Positionieren sollte, da ich zum einen durchaus, auch im Dom, besinnliche Momente erlebte, andererseits aber eben beobachten musste, wie man sich für einen Kirchenraum, und insbesondere Gegenüber dem Allerheiligsten, äußerst unpassend verhielt.

Eine andere Station war für mich heuer endlich die Karlskirche, die in der "Langen Nacht" ausnahmsweise mal keinen Eintritt verlangte, was ich nutzen wollte um sie zu besichtigen. Zudem bietet die Karlskirche die Möglichkeit mit einem Lift bis zur Kirchendecke hinaufzufahren, um sich von einer Plattform in 32 Meter höhe die ausgemalte Kuppel zu betrachten. Die Fresken sind in der Tat beeindruckende Kunstwerke und wohl selten wieder wird man die Gelegenheit bekommen einer Kirchendecke so Nahe zu kommen. Andererseits finde ich es auch hier wieder eher kritisch, dass durch die Liftanlage mitten im Kirchenraum, die schlicht hässlich ist, eine gewisse Zweckentfemdung des Gotteshauses hin zur einer Erlebniskirche im touristischen Sinn stattfindet. Zu alldem würde natürlich auch hier das Allerheiligste ausgesetzt, wären sich die Massen am Lift drängelten und dabei dem Herrn scheinbar keine Beachtung schenkten.
Lobend muss man wieder die Ordenskirchen erwähnen. Benediktiner, Franziskaner, Zisterzienser und Dominikaner (u.a.) boten wieder vom Rosenkranzknüpfen für Kinder, über beeindruckende Orgelkonzerte, Besinnliches und Lehrreiches, über Einblicke in das Ordensleben bis hin zu der Mitfeier der Komplet ein rundum tolles Programm.

Freitag, 1. Juni 2007

Eine Maiandacht, die "fetzt"



Gestern war ich in der letzten Dom-Maiandacht in diesem Jahr, einer sehr feierlichen Veranstaltung mit Haydn- und Mozart-Musik, die rund 50 Minuten gedauert hat. Die Besucherzahl übertraf alle meine Erwartungen (und offenbar auch jene der Organisatoren): der Dom war voll wie sonst nur zu einem Hochfest, es gab fast keine Sitzplätze mehr. Die Bankreihen beim Wiener Neustädter Altar wurden erst relativ spät geöffnet, doch auch diese füllten sich vollständig. Natürlich gab es dementsprechend auch zu wenige Heftchen mit der Beschreibung der Andacht, was so manchen ziemlich verärgerte.

Obwohl klar war, dass einige Leute sicher nicht so sehr zu Ehren der Gottesmutter gekommen waren, sondern weil die Andacht auf Plakaten wegen ihrer musikalischen Darbietungen beworben worden war, war es trotzdem sehr eindrucksvoll, wie viele Menschen sich dort eingefunden hatten. Und das Ganze begann dann mit meinem Lieblings-Marienlied, "Glorwürd'ge Königin", alles andere als schlecht... :-)

Die Predigt wurde vom Großmeister des Deutschen Ordens, Bruno Platter OT, abgehalten, der die Lauretanische Litanei in den Mittelpunkt seiner Katechese stellte. Dabei griff er jeweils einen Begriff aus den einzelnen Abschnitten der Litanei heraus, sprach darüber, dann wurde der jeweilige Abschnitt von der Dommusik in der Vertonung von Joseph Haydn vorgetragen.

Anschließend wurde das Allerheiligste zu den Klängen des "Tantum ergo" (und zwar zur Melodie der Kaiserhymne - da gibt's nix! ;-)) ausgesetzt - war sehr berührend. Die Andacht endete mit dem Eucharistischen Segen sowie dem "Salve Regina" von Michael Haydn.

Wie ich mal irgendwo gelesen habe, werden Maiandachten heutzutage von Jahr für Jahr populärer - im Dom gibt es sie offenbar auch noch nicht sooo lange wieder (zehn Jahre vielleicht?). Es ist auf jeden Fall schön, wenn die Verehrung der Gottesmutter und die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes so viele Menschen anzieht.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Konkurrenz der langen Nächte


So lang kann eine Nacht gar nicht sein, dass man als "Durchschnittsbürger" in dieser Stadt das Angebot jener vom 1. zum 2.Juni wirklich ausschöpfen könnte.

Da konkurrenzieren sich doch tatsächlich die "Kriminacht"
und die"Lange Nacht der Kirchen"....
Mit anderen Worten: der Wiener steht vor der Qual der Wahl...
wofür ich mich entscheiden werde?
Ich glaube, das behalte ich lieber für mich; es könnte manche fromme Seele verstören....
Nein, im Ernst:
ich weiß es noch nicht, aber leicht fällt sie mir tatsächlich nicht, die Wahl...

Montag, 28. Mai 2007

Muttergottes mit dem geneigten Haupt



(Bildquelle: www.karmel.at)


Ein wichtiges, aber leider zu wenig bekanntes Gnadenbild Wiens ist die so genannte "Muttergottes mit dem geneigten Haupt" im Karmeliterkloster Döbling. Das Bild ist die Schutzmuttergottes des Hauses Habsburg und ist diesen seit Jahrhunderten innig verbunden.

Das Bild hat eine nette Geschichte:

Der italienische Karmeliterpater Dominikus fand das verschmutzte und beschädigte Gemälde in einem verfallenen Haus in Rom. Er reinigte und restaurierte es und behielt es bei sich zur persönlichen Verehrung. Eines Tages wurde das Bild lebendig, lächelte den guten Pater an und neigte ihr Haupt...

Nach dem Tod des P. Dominikus wurde das Bild zum Kaiser - zunächst nach München, später nach Wien - gebracht, wo es im Karmeliterkloster aufbewahrt wurde. Während des 1. Weltkrieges wurde das Bild zur öffentlichen Verehrung ausgestellt und ist seitdem im Karmeliterkloster Döbling zu sehen. 1931 wurde das Bild vom damaligen Wiener Erzbischof Kardinal Piffl gekrönt.

Das zum Bild gehörende Gebet lautet:

O Maria, Mutter des Herrn und auch unsere Mutter! Du hast deinem Diener Dominikus die Versicherung gegeben: Ich will die Bitten derer, die mich in diesem Bilde verehren, gewähren und ihnen viele Gnaden schenken, und besonders will ich die Gebete zum Troste und zur Erlösung der Seelen im Fegefeuer erhören.

Siehe, zu dir, o Mutter der Gnaden, komme auch ich heute mit meinem Anliegen und empfehle sie dir mit kindlichem Vertrauen. Lass es nicht zuschanden werden. Unzählige haben vor deinem Bilde gebetet und Erbarmen gefunden. Wende dein huldreiches Antlitz und deine barmherzigen Augen auch mir zu. Neige dich nieder zu meinen Bitte und segne mich aus deinem Bilde, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.
Amen.

Die Pflicht zur Unzucht

"Wenn eine Ministerin in Schulen Kondome verteilt, dann ist die luxuria tatsächlich zur Pflicht geworden."
(Kardinal Schönborn extemporiert bei seinem Vortrag im Burgtheater)

Samstag, 26. Mai 2007

Pfingstvigil und "life"-Ball

Heute abend findet in Wien die operettenhafte Version der Love-paraden mit dem klingenden Titel "life-Ball" statt. Dabei werden perfiderweise humanitäre Ziele vorgeschoben, um einen völlig schrägen Lebensstil salonfähig zu machen.
Ist es Zufall oder mehr, dass heute im Nachtoffizium der Kirche zum hohen Pfingstfest folgende Stelle aus dem Römerbrief Kapitel 8 gelesen wird?:



5Denn alle, die vom Fleisch bestimmt sind, trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht, alle, die vom Geist bestimmt sind, nach dem, was dem Geist entspricht.
6 Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden.
7 Denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; es unterwirft sich nicht dem Gesetz Gottes und kann es auch nicht.
8 Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen.
9 Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.
10 Wenn Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit.
11 Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
12 Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet, Brüder, so dass wir nach dem Fleisch leben müssten.
13 Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die (sündigen) Taten des Leibes tötet, werdet ihr leben.
14 Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes.
15 Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!
16 So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
17 Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.

Thematisierung des Verzeihens


Unser Herr Erzbischof kann seine tiefe Verwurzelung

im Predigerorden nicht verleugnen; (soll er auch nicht, ...)

so nahm er unlängst auch die Einladung des Wiener Burgtheaters

an

und erklomm die für einen Erzbischof doch eher ungewöhnliche Bühne

des renommierten Wiener Burgtheaters noch dazu,

um eine bemerkenswerte Rede zu halten.

Das video dazu findet sich übrigens hier.