Mittwoch, 18. Juli 2007

Hitze in Wien

In Wien ist es gerade glühend heiß, und das macht offenbar auch HüW zu schaffen... In den Kirchen scheinen weniger Leute als sonst zu sein, alles ist irgendwie im Sparmodus, und selbst innerkirchliche Ereignisse sind zur Zeit Mangelware. Eine Ausnahme war immerhin die gestrige Kärntner Provinzposse über den angeblichen Papstbesuch, der dann doch nicht stattfand, aber trotzdem in den Medien Länge mal Breite gecovert wurde - ein typisches Sommerloch-Thema?

Mir fällt leider jetzt auch nicht viel Sinnvolles ein (ich wollte nur, dass dieser Blog hier nicht ganz einschläft), deshalb nur noch eine Frage: Gibt's eigentlich einen Schutzpatron gegen Hitze? Doch nicht den Hl. Laurentius? Oder den (in Österreich so populären) Hl. Florian?

Samstag, 7. Juli 2007

Wien ganz unten

Zum motu proprio wird ja überall und immer gebloggt. Mittlerweile ist wohl jeder erdenkliche Jubelruf, jedes Frohlocken, jedes "Dank sei Gott und Dank sei Papst Benedikt XVI" ebenso wie jedes Mahnen, jedes Wimmern und jedes "Das ist der Untergang der Kirche, wie wir sie kennen!" getippt, gepostet, gelesen und kommentiert worden. Also geb' ich nicht auch noch meinen Senf dazu. Ich stehe der Geschichte skeptisch aber auch mit leicht kribbelnder Neugierde gegenüber. Mir bleibt daher ohnehin nur das geduldige Abwarten und Erfahren.

Jetzt habe ich aber zum Thema motu proprio etwas gefunden, das sich - obwohl aus Wien kommend - als Beitrag zum Wiener Katholizismus einerseits von Anfang an selbst disqualifiziert, andererseits aber ein so enthüllendes Licht auf eine Spielart des Fantasie-Katholizismus wirft, daß ich daran nicht schweigend vorbei gehen kann.

Es gibt eine in Wien ansässige Propaganda-Postille, die - sich im Untertiel als christlich und ökumenisch ausgebend - sich inhaltlich eindeutig gegen Papst, Vatikan und grundsätzlich alle nicht ultra-liberalen Kräfte in der katholischen Kirche wendet. Den Titel will ich hier nicht ausposaunen. Wenn Ihr die Zeitschrift einmal in den Händen hattet, dann wißt Ihr eh, wovon ich rede. Enge Bindungen zu "Wir sind Kirche" und Dekoration mit dem Herbert Haag-Preis für "Freiheit in der Kirche" lassen bereits ahnen, in welche Richtung es geht. Und in der Tat läßt einen ein flüchtiges Überfliegen der neuesten Ausgabe mit nur einem Gedanken zurück: "Mann! Und ich hatte nur das Schlimmste befürchtet."

Das Blatt liest sich, als seien die Beitragenden entweder alternde Hippies, die als Studenten-Revoluzzer ihre guten Tage hatten oder zu spät geborenes Jungvolk, das von einem mit Marihuana-Duft gewürzten Paradies der freien Liebe zum sanften Klang gleichgeschalteter Folk-Rock-Gebetseinheiten träumt. Ewiggestrigkeit in Reinkultur gepaart mit der unvermeidlichen Selbstgerechtheit, Larmoyanz und Humorlosigkeit. Ein einziges, langes, langweiliges "Ich will aber, daß Christus es so gemeint hat und daß er auch so verstanden wird, wie ich will, daß er es gemeint hat!" Das arme Zweite Vatikanische Konzil wird für jeden erdenklichen theologischen Egotrip und jede Beschmutzung des Stuhles Petri in den Zeugenstand gerufen. Gott wird hier streckenweise schon gar nicht mehr Gott genannt, sondern "die Natur" oder "das Lebensganze". Als Beispiel für die Art von Journalismus, die man auf diesen Seiten findet, habe ich dieses anzubieten: Innerhalb nur einer Spalte heißt es in der neuen Ausgabe
    "Uns freut..., daß der Salzburger Weihbischof Andreas Laun... seinen christlichen Landsleuten ins Gewissen redete. Christen sei es streng verboten, andere Menschen persönlich zu verurteilen, sich als Richter über sie aufzuspielen bzw. sich moralisch zu entrüsten.

    Uns mach betroffen...
    (kein Witz, da steht wirklich 'betroffen'), daß der Papst offenbar... entschlossen ist, den Forderungen traditionalistischer Kreise innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche nach einer Wiederzulassung des vorkonziliaren Meßritus nachzukommen."
Was wollen uns die Macher dieser Zeitschrift damit sagen? "Hey, wir dürfen urteilen und uns moralisch entrüsten, okay?! Schließlich sind wir keine Christen!"Bei aller Skepsis meinerseits gegenüber diesem Blatt: Das kann es doch unmöglich sein.

Naja, jedenfalls haben es die Schreiber mit der neuen Ausgabe doch tatsächlich geschafft: Sie sind so tief gesunken, daß selbst ein Latrinenwühler wie ich Probleme hat, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen: Ein Artikel in der neuen Ausgabe befaßt sich mit dem motu proprio bzw. dessen Folgen. Überschrift: "Rückkehr zur Judenfeindlichkeit"

Unter Hinweis auf die im Gegensatz zu "treulos" und "Unglaube" nicht aus dem 1962-er Messbuch gestrichenen Begriffe "Verblendung" und "Finsternis" (alle beziehen sich auf die Juden), wird beklagt, daß nun wieder offiziell für die Bekehrung der Juden gebetet werden kann, daß durch Verminderung der Lesebeiträge aus dem Alten Testament der Neo-Markionismus fröhliche Urständ feiert und daß das Zweite Vatikanische Konzil durch das Ignorieren seiner Errungenschaften eine gar fürchterliche Schändung erfährt.

Und jetzt muß ich doch mal ganz blöd fragen: Wie kommt es, daß so gut wie alle mir bekannten Laien und Priester mit einer hauchzarten Sehnsucht nach dem tridentinischen Ritus normale, brave Katholiken sind, die in der Regel einen gesunden Humor besitzen, freundlich und hilfsbereit sind und - gasp! - sogar zur Beichte gehen? Die Antwort liegt mir ja eigentlich auf der Zunge, aber kann es denn wirklich so einfach sein? Sollte der entscheidende Unterschied wirklich nur in der Identitätsstiftung über positive oder negative Indikationen liegen? Wahrscheinlich ist es so. "Ich weiß, was ich will und ich will es für mich" mag hart und egoistisch klingen. Aber stellt es mal dem "Ich weiß, was ich nicht will und ihr sollt es gefälligst auch nicht wollen" gegenüber.

Den Kirchen- und Papstkritikern scheint das Wasser ja wirklich bis zum Halse zu stehen, wenn sie jetzt schon zu solchen Mitteln greifen müssen. Schade, daß sie nicht in die Zukunft blicken können und sich stattdessen jammernd an die "Judenfeindlichkeit" klammern.

Am grauslichsten für mich ist, daß es Menschen gibt, die sich als "Christen" gegen das Gebet für die Bekehrung der Juden stemmen. Das tun wir im Chorgebet immer wieder, wenn wir bitten, daß alle Völker zur vollen Wahrheit gelangen und Christus als ihren Erlöser erkennen mögen. Oder gehören die Juden nicht zu allen Völkern?

Naja, nun da das motu proprio da ist, nur zwei kleine Empfehlungen: An diejenigen, die begierig und mit den Hufen scharrend drauf gewartet haben: Treibt's erstmal nicht zu doll, sonst haben wir die Post-VKII-Verhältnisse, nur umgekehrt. An diejenigen, die es so gar nicht haben wollten: Macht Euch nicht ins Hemd. Niemand will die Kirche spalten und - wie der Heilige Vater in Summorum Pontificum selbst schreibt: Nun von zwei Riten zu reden ist nicht angebracht. Es ist schlicht der zweifache Usus desselben Ritus.

Na bravo, jetzt habe ich ja doch meinen Senf dazugegeben. Ach, was soll's.

Einen schönen Sonntag Euch allen!

Alipius

Mittwoch, 4. Juli 2007

peregrinus sum ego sicut et patres mei....

Wenn ich in diesen Tagen durch die Innenstadt gehe (oder genauer: versuche: irgendwie durchzukommen), sehe ich unzählige Gesichter von Menschen, die nicht wenig Geld ausgeben, um ein paar Tage in dieser schönen Stadt zu verbringen,
während ich zur Zeit nur von einem Gedanken gedrängt werde: "Nichts wie weg von hier- und zwar möglichst weit...",
wohl wissend, dass mir das mindestens soviel kosten wird, wie diesen Touristen, denen ich fast täglich "begegne".....
schon paradox diese zeitgenössische Variante der Völkerwanderung,
die sich Tourismus nennt,
(nicht nur) hierzulande der unumstrittene Wirtschaftsfaktor Nr.1 ist
und im wesentlichen ein Ausdruck innerer Unruhe und Heimatlosigkeit .
Alle miteinander suchen wir Entspannung, Unterhaltung, Abwechslung, Ruhe,....und was sonst nicht alles,
investieren nicht wenig Geld und Anstrengung dafür und werden doch nicht satt davon.
Der Ursprung dieser Unruhe ist eine tief sitzende Unzufriedenheit in uns:
wir wollen alle miteinander immer dort sein, wo wir gerade nicht sind, weil wir meinen,
dort die Erfüllung unserer berechtigten Sehnsucht nach innerer Beheimatung, Ruhe und Gleichgewicht zu finden.

Ein Impuls der letzten Tage wurde für mich zum Korrektiv für meine/unsere heurigen Urlaubspläne: ganz bewußt der Einladung des HERRN zu folgen: Kommt mit....und ruht euch ein wenig aus:
Urlaub mit Ihm, -in erster Linie mit Ihm und alles andere ist nebensächlich.
Das bedeutet nicht notwendigerweise daheim zu bleiben und die Tage des Urlaubs in einer kühlen Kirche zu verbringen...
es bedeutet vielmehr, diese innere Unruhe und Hetze abzulegen, und dieses suchtartige Verhalten, möglichst viel zu "erleben"....Urlaub mit IHM bedeutet dann vielmehr: sich Zeit nehmen, die Beziehungen innerhalb der Familie neu zu beleben, das Gebet intensiver zu pflegen, ein gutes Buch zu lesen, sich der Schönheit einer anderen Umgebung zu öffnen und dafür dankbar zu sein, und IHN in allem zu entdecken, mit anderen Worten:"Pilger"-sein und Pilger sind alles andere als gehetzte Wesen.

Montag, 2. Juli 2007

Neupriester, Ehe und Zölibat

Kath.net hat ein schönes Interview mit Gerhard Höberth, der als verheirateter ehemaliger protestantischer Pastor kürzlich zum Priester geweiht wurde:

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Zölibat vieles für die Lebensgestaltung eines Priesters leichter macht, ein Zeugnis für das Reich Gottes ist und große Freiheit für Gott und die Menschen schenkt. Andererseits habe ich erlebt, wie evangelische Pfarrer-Ehen scheitern und ganze Pfarrgemeinden darunter enorm leiden.

Dass viele Priester ihr Zölibatsversprechen nicht durchhalten konnten und ihr Amt deshalb nicht ausüben dürfen, bedaure ich sehr. Eine generelle Aufhebung der Zölibatsverpflichtung scheint mir nicht der richtige Weg zu sein - zumal Ehe und Familie in unserer Gesellschaft so sehr unter Beschuss geraten sind. Sollte meine Frau - die mir eine sehr verständnisvolle und geduldige Partnerin ist - vor mir sterben, darf ich natürlich keine Ehe mehr eingehen.


Demgegenüber brachte Österreich gestern eine unsinnige Geschichte mit dem Titel "Vierfacher Vater zum Priester geweiht - Kirche drückt ein Auge zu" (sic!) (und auf der Titelseite dem Zusatz: "500 Priester protestieren"!), in dem Höberths Weihe von irgendeinem querulierenden Ex-Priester von der "ARGE Priester ohne Amt" so kommentiert wird: "Trotz des chronischen Priestermangels sind in Österreich fast 500 geweihte Priester ohne Amt, weil sie geheiratet haben. Ich spreche Rom das Recht ab [sic!], Priestern die Ehe zu verbieten [sic!]".

Oje, oje, oje... Der arme Hw. Höberth, jetzt muss er sich mit so einem Blödsinn herumschlagen...

Ich wünsche ihm aber auf jeden Fall Gottes Segen und alles Gute bei seiner neuen Tätigkeit in persona Christi!