Samstag, 4. August 2007

"Free hugs"

Beim Herauskommen aus dem Stephansdom heute sah ich einige junge Menschen, offenbar Aktionskünstler - die auf hochgehobenen Kartontafeln "Free hugs - Gratis Umarmungen" bewarben.

Gerade aus einer ganz innigen Verbindung mit meinem Herrn in der hl. Kommunion kommend, dachte ich mir: Wer will solche Umarmungen - jetzt abgesehen vom Unterhaltungswert - eigentlich haben? Obwohl sie ja so beworben werden, dass sie "gratis" sind - fehlt denn nicht gerade der eigentliche Inhalt einer Umarmung, ihr Sinn: nämlich die Liebe?

Wie deprimierend sind lieblose Umarmungen, selbst wenn sie gratis sein sollten! Umso klarer führen sie die fehlende Liebe - und vor allem die fehlende wahre Liebe - vor Augen...

2 Kommentare:

Thomas Matterne hat gesagt…

"Was nix kostet, is nix wert", schon mein alter VWL-Prof pflegte zu sagen, dass nicht hinter jedem Volkswort ein Fünkchen Wahrheit steckt.

Ich finde du machst einen entscheidenden Fehler, du vergleichst Dinge die man nicht vergleichen kann. Welche menschliche Umarmung hätte denn in diesem Augenblick einem Vergleich standgehalten? Kaum eine, oder?

Mit Umarmungen, auch wenn sie Bestandteil einer Performance und zudem noch gratis sind, ist es wie mit dem Lächeln. Wer lächelt, auch wenn er keinen Anlass hat, der lächelt dennoch innerlich. Und auch wer umarmt wird, wird umarmt. Das ist dann halt nur eine menschliche Umarmung, die man aber auch nur mit menschlichen Umarmungen vergleichen kann.

Und wer sagt dir, dass diese Umarmung völlig lieblos waren? Hat Gott uns nicht unendlich viele Formen der Liebe gegeben? Die Liebe zu ihm, die Liebe zu einem anderen Menschen, die sexuelle Liebe, die Liebe in der Familie, die Liebe unter Freunden und selbst die Liebe zu Fremden?

Petra hat gesagt…

Natürlich ist es so, dass die körperliche Performance etwas Faktisches schafft - das sagt ja auch die Kirche. Gleichzeitig warnt sie aber davor, das Körperliche vom Geistigen zu trennen. Wenn ich lächle, obwohl ich schlecht drauf oder müde bin, dann steckt trotzdem immer Liebe dahinter: nämlich Nächstenliebe. Deshalb ist in diesem Fall Äußeres und Inneres trotzdem in Harmonie. Wie unheimlich ist hingegen das professionelle, einstudierte Lächeln von Tänzerinnen, Cheerleadern u. Ä.! Diese müssen dieses Grinsen ja tragen, weil's "gut ausschaut" - es steht keine echte personale Beziehung dahinter.

Ich weiß nicht, mich hat diese Aktion eher deprimiert. Und ich glaube auch, dass die Aktionskünstler darauf aufmerksam machen wollen, dass man eben in der heutigen Gesellschaft oft einsam ist und nicht so oft "einfach so" umarmt wird... Doch die Umarmung ist immer Ausdruck von etwas: man will eigentlich nicht eine Umarmung, sondern man will Liebe und Zuneigung. (Genauso, wie man eigentlich nicht ein Lächeln will, sondern Freundlichkeit und Wohlwollen.)

Ich weiß nicht, ob Du verstehst, was ich meine, aber ich denke, dass in diesem Fall (und ich werfe das gar nicht den Aktionskünstlern vor, es hat mir nur zu denken gegeben) eben diese Ordnung der Liebe nicht da ist. Da wird etwas gemacht, was nicht mit der inneren Haltung und dem eigentlich angemessenen Verhalten in so einer Lage kongruent ist. Man versucht, innere Fakten zu schaffen durch einen körperlichen Akt - aber das geht eben so nicht.