Dienstag, 26. Juni 2007

50 Jahre Opus Dei in Österreich, - Gedenktag des Hl. Josemariá


"Wenn ich versuche zu verstehen, was die große Intention des Heiligen, dessen Fest wir heute feiern, ist, dann glaube ich, es ist die Erfahrung im Alltag, dass der Herr da ist und dass er den Alltag von Innen her verwandelt. Dass in diesem Alltag seine Herrlichkeit aufleuchtet. Wer das erfahren hat, der kann anderen im Alltag bezeugen, der Herr ist da."
(Kardinal Christoph Schönborn heute mittags in der feierlichen Eucharstiefeier zum Gedenktag des Hl .Josefmaria Escrivá in der Wiener Peterskirche anlässlich des 5o-Jahr Jubiläums des Opus Dei in Österreich)

Ein Gemälde mit Geschichte

Wenn man in Archiv des Erzbistums Wien die beiden langen Flure entlanggeht, an denen die Büros liegen, sieht man an den Wänden unzählige Portraits von Päpsten und Wiener Erzbischöfen, bzw. Fürsterzbischöfen, wie sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts korrekt hießen. Streng genommen war Kardinal Piffl der letzte Fürsterzbischof, aber sein Nachfolger Innitzer führte den Titel noch. Das Archiv befindet sich in dem Gebäudekomplex am Stephansplatz, in welchem man auch das erzbischöfliche Palais findet.

Vor und in diesem Palais kam es am 7. und 8. Oktober im Jahre 1938 zu wüsten Szenen. Deren Vorgeschichte mit der "Feierlichen Erklärung" des österreichischen Episkopats, der Volksabstimmung, dem "Anschluß" und den unmittelbar darauf folgenden Repressalien gegen katholische Verbände und Organisationen ist unter anderem bei Maximilian Liebmann in "Theodor Innitzer und des Anschluß" fein recherchiert nachzulesen. Am 7. Oktober fanden sich abends um 20:00 Uhr zwischen 7.000 und 10.000 Jugendliche zum traditionellen Rosenkranzfest im und vor dem Stephansdom ein. Sie alle waren bereits einigermaßen desillusioniert, waren doch die katholischen Jugendverbände mit als erste den neuen Machthabern zum Opfer gefallen. Theodor Kardinal Innitzer, der Wiener Fürsterzbischof hielt an diesem Abend eine Predigt, in der er den jungen Männern und Frauen einschärfte, was sie wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt größtenteils ohnehin längst wussten:
    "Liebe katholische Jugend! Ihr habt in den letzten Monaten viel verloren. Eure Verbände, Eure Jugendgemeinschaften, die ihr mit einem so schönen Idealismus aufgebaut hattet, sind nicht mehr da. Eure Fahnen - Ihr dürft sie nicht mehr tragen. Ihr habt aber auch etwas gewonnen, was noch mehr wert ist, als was Ihr jetzt verloren habt und was all das überdauern kann und muß, etwas, was wir alle eigentlich selbst gleichsam neu entdeckt haben, das ist unsere Pfarre, das ist die Gemeinschaft, die wir haben als Katholiken in der kleinen Gemeinschaft der Pfarre und in der größeren der Kirche, unsere Gemeinschaft der Kinder Gottes - und wenn man uns das eine nimmt, dann greifen wir auf das andere zurück, und wir lassen uns nicht entmutigen. Das Erste, meine liebe katholische Jugend: Steht treu zu Eurer Pfarre, Eurem Pfarrer und allen seinen Mitarbeitern, den Pfarrseelsorgern und lebt mit ihnen in einer lebendigen Pfarrgemeinde und laßt Euch durch gar nichts beirren. Diese sind Euch gute Freunde und sie beten und opfern für Euch und führen Euch. Sie wollen Euch Kraft und Führer sein zum wahren christlichen Leben."

    "Wir wollen grade jetzt in dieser Zeit umso fester und standhafter unseren Glauben bekennen, uns zu Christus bekennen, unserem Führer und Meister, unserem König und zu seiner Kirche."
Klar, daß bei diesen Worten die Anhänger eines anderen Führers unruhig wurden. Unifomierte HJ-ler pöbelten schon während der Feier herum und lieferten sich auch danach Wortgefechte mit den katholischen Jugendlichen. Kirchlicherseits hatte man gehofft, die Jungen und Mädchen begäben sich nach der Feier sofort und zügig nach Hause. Aber die Predigt des Kardinals hatte den Jugendlichen neue Hoffnung und Kraft verliehen. Und so versammelten sie sich vor dem erzbischöflichen Palais und riefen :"Wir wollen unseren Bischof sehen!" Kardinal Innitzer, der eigentlich den Ball etwas flacher hatte halten wollen, erschien schließlich auf dem Balkon, zog ein weißes Taschentuch, winkte der Menge zu und bat sie dann mit Gesten, nach Hause zu gehen. Die katholische Jugend stimmte das "Großer Gott, wir loben Dich" an, versammelte sich auf dem Domplatz, klatschte hier und da einen meckernden HJ-ler weg und skandierte abgewandelte Nazi-Sprüche wie "Ein Volk, ein Reich, ein Bischof". Ein Augenzeuge sprach von einem "... emotionalen Ausbruch, bei dem der Verstand nicht mehr zählte."

Vielleicht hätte verstandgesteuertes Handeln das Chaos des folgenden Tages abwenden oder schmälern können. Andererseits hätte der Nazi-Mob sicherlich auch irgendeinen anderen Anlaß gefunden. Und manchmal tut es auch einfach gut, dem Herzen zu folgen. Auch wenn der Preis hoch sein kann: Am 8. Oktober 1936 stürmten etwa 100 Jugendliche und junge Erwachsene das erzbischöfliche Palais und stürzen sich in die Wohn- und Amtsräume des Kardinals. Innitzers Sekretär Weinbacher, der sich mit zwei Priestern in die Hauskapelle geflüchtet hatte, berichtet:
    "Nachdem wir den ersten Trupp abgewehrt haben, öffnen wir den Tabernakel und konsumieren die hl. Hostien, um das Allerheiligste vor Verunehrung zu schützen. Inzwischen geht in den übrigen Räumen eine Zerstörungswut, die nicht zu beschreiben ist, gegen alle Einrichtungsgegenstände vor sich. Mit den Messingstangen, die den Teppich des Stiegenhauses halten, zerschlagen die Burschen Tische und Stühle, alle Luster und die wertvollen Ölgemälde, besonders alle Kreuze. Die Spiegeltüren der Kapelle, die großen venezianischen Spiegel, die Glastüren der schönen, alten Bücherschränke, alles wird kurz und klein geschlagen."
Der Mob gewinnt schließlich auch in der Kapelle die Oberhand und versucht, Weinbacher aus dem Fenster zu werfen. Der Sekretär kann sich aber losreißen. Kurz darauf erscheint die Polizei. Die Jugendlichen können ungehindert das Palais verlassen.

Kardinal Innitzer wird aus dem Archiv, in dem man ihn hinter schweren Eisentüren in Sicherheit gebracht hatte, geholt und kann sich ein Bild vom Schaden machen. Nicht nur war die Einrichtung des Palais gründlich zerstört worden, man hatte dem Kardinal auch den größten Teil der bischöflichen Kleidung und Insignien, sowie Geld und diverse Privatgegenstände gestohlen. Auf dem Bild seht ihr den Kardinal irgendwann nach dem Sturm auf das Palais vor einem zerschnittenen Gemälde stehen, welches ihn in der Chorkleidung zeig.

Auch im Dompfarrhaus wurde gewütet. Dort warf man den Domkuraten Krawarik durch ein Fenster aus dem ersten Stock auf die Straße. Er landete auf einem Sandhaufen, brach sich beide Oberschenkel und eine Kniescheibe.

Von nun an ging's bergab. Der Klerus im allgemeinen und Kardinal Innitzer im besonderen wurden schon am 13. Oktober von Gauleiter Bürckel in einer Hassrede auf dem Heldenplatz als Volksfeinde Nummer einskommafünf hingestellt. Der Pöbel dankte es ihm und marschierte noch am selben Tag am Palais vorbei, wobei auf den mitgeschleppten Plakaten Sätze zu lesen waren wie "Die Pfaffen an den Galgen", "Zwei, drei, vier... Innitzer krepier" oder "Innitzer und Jud, eine Brut". Überhaupt bekam die Kirche Österreichs von da an die staatliche Unterdrückungspolitik mit voller Wucht zu spüren, wovon ja auch das Stift Klosterneuburg ein Lied singen kann.

Zurück ins Archiv des Erzbistums Wien: Viele der Gemälde, die dort auf den Fluren hängen, weisen Schäden in der Leinwand auf, die immer gleich aussehen. Es sind Messereinstiche, den Kunstwerken beigefügt am 8. Oktober. Zum Beispiel dieses Portrait von Innitzers Vor-Vorgänger Kardinal Nagl:


Das dunkle Zipfelchen auf dem weißen Pelzteil der Cappa Magna ist nicht etwa ein einsames Hermelinschwänzchen, das sich dorthin verirrt hat, sondern ein Messereinstich. Auch der über der rechten Hand des Kardinals zu sehende Schaden stammt vom 8. Oktober. Wie gesagt tragen viele der Portraits im Archiv noch Spuren der HJ-Zerstörungswut. Sie alle sind, wie ich mir sagen ließ, nicht restauriert worden, weil man sie als eine Art Mahnung betrachtet. Naja, wenn's denn was nutzt...

Freitag, 22. Juni 2007

Klonen im Mittelalter

Mittlerweile auch schon in den österreichischen Medien angekommen: die Geschichte vom österreichischen Mediziner Karl Illmensee, der
einen Menschen reproduktiv geklont haben will. (Die Veröffentlichung selber findet man hier, Seite 8.)

In der gestrigen Presse meldete sich dazu der Wiener Reproduktionsmediziner Wilfried Feichtinger zu Wort und sprach Sachen wie:

Ich bin selbstverständlich dafür, das zu publizieren, wir leben ja nicht im Mittelalter oder unter der Inquisition, die Ketzer auf den Scheiterhaufen bringt.

Wir sollten uns nicht von der katholischen Religion etwas oktroyieren lassen. Anderswo, in islamischen Ländern oder Israel etwa, ist Klon-Forschen ja nicht verboten wie bei uns.


Ach wie schön, wenn die katholische Kirche wieder mal als die Beschützerin des Lebens und des gesunden Menschenverstandes präsentiert wird - nolens volens. ;-)

Zudem bestätigt W. F. wieder mal die These der bekannten französischen Mediävistin Régine Pernoud in ihrem köstlichen Büchlein Pour en finir avec le Moyen Âge (etwa: Schluss mit dem Mittelalter), dass Leute, die das Mittelalter gerne rhetorisch evozieren, meistens nicht die geringste Ahnung davon haben... ;-)

Sonntag, 17. Juni 2007

Von Kindern und Hunden

Szene: 14. Wiener Gemeindebezirk, Nachmittag, Straßenbahn.

In der Straßenbahn befinden sich mehrere Frauen unterschiedlichster ethnischer Provenienz mit mehreren (insgesamt etwa 5-6) Kindern verschiedenen Alters. Ein hierzulande ungewohntes und eigentlich freudig stimmendes Bild.

Eine Familie steigt aus, wobei das etwa vierjährige Mädchen aus irgendeinem Grund zu schreien anfängt.

Bei der gleichen Tür steigt eine ältere Frau mit einem Pudel ein. Sie verzieht das Gesicht und sagt beim Einsteigen gut hörbar vor sich hin: "No mehr... No mehr..."

Es ist klar, was (wen) sie meint, aber als sie sich seufzend hinter mir niederlässt, spricht sie's auch aus:

"No mehr Bankert'n."

Donnerstag, 14. Juni 2007

Priesterweihe 2007

Kardinal Dr. Christoph Schönborn weiht am morgigen Freitag, den 15. Juni, dem Hochfest des heiligsten Herzens Jesu sieben Diakone um 16 Uhr im Wiener Stephansdom zu Priestern.

"Die Theologie der Taufe kehrt auf neue Weise, mit neuer Eindringlichkeit zurück in der Priesterweihe. Wie in der Taufe ein „Kleidertausch“, ein Schicksalstausch, eine neue Seinsgemeinschaft mit Christus geschenkt wird, so bedeutet Priestertum, daß der Priester nun bei der Spendung der Sakramente in „persona Christi“ handelt und spricht. Er steht bei den heiligen Geheimnissen nicht für sich selbst und redet nicht aus sich selbst, sondern für den anderen – für Christus. In den Sakramenten wird dabei nur ganz dramatisch sichtbar, was Priestersein überhaupt bedeutet; was wir mit unserem Adsum „Ich bin bereit“ bei der Priesterweihe ausgedrückt haben: Ich bin da, damit du über mich verfügen kannst. Wir stellen uns dem zur Verfügung, „der für uns alle gestorben ist, damit wir, die wir leben, nicht mehr für uns selber leben…“ (2 Kor 5, 15). Sich Christus zur Verfügung stellen bedeutet, daß wir uns in sein „für alle“ hineinziehen lassen: Mit ihm seiend können wir wirklich „für alle“ da sein." (1)

Beängstigend kann es anmuten, angesichts der Herausforderung von nun "für alle" da zu sein. Beängstigend vielleicht deshalb, weil man sich selbst fragt, ob dieser Aufgabe gewachsen ist. Aber seit Euch gewiss, ihr seit nicht allein, wie der Heilige Vater zu berichten weiß:
"[...] wie ich hier bei der Priesterweihe auf dem Boden hingestreckt lag und, gleichsam eingehüllt in die Allerheiligenlitanei, in die Bitte aller Heiligen, wußte ich, daß wir auf diesem Weg nicht allein sind, sondern daß die große Schar der Heiligen mit uns geht und daß die lebendigen Heiligen, die Gläubigen von heute und von morgen, uns mittragen und begleiten. [...]" (2)

Geweiht werden:
Mag . Mario Koji Hatakeyama
geboren am 29.3.1971 in Sao Paulo, Brasilien

Mag. Gerhard Höberth

geboren am 22.4.1960 in Wien

Dr. Ignaz Hochholzer
geboren am 1.6.1956 in Amstetten, Niederösterreich

HR GR Franz Kaukal
geboren am 19.11.1936 in Wien

Fr. Dr. Martin Leitgöb CSsR
geboren am 13.06.1972 in Eggenburg, Niederösterreich

Mag. Peter Ramsebner
geboren am 26.5.1979 in Linz, Oberösterreich

MMag. Zdzistaw Piotr Wawrzonek
geboren am 9.9.1974 in Debica, Polen

Die Primizfeier von Mario Hatakeyama
findet am Samstag, den 16. Juni um 12.00 Uhr in St. Stephan statt.
Primizprediger: Dompfarrer Toni Faber

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, ALLES GUTE UND GOTTES SEGEN!

Montag, 11. Juni 2007

jenseits der langen Nächte....


auch nach der" langen Nacht der Kirchen"

lebt sie- die Kirche in Wien....

vor kurzem:

etwas müde und erschöpft von der aktuellen "Hitze über Wien"

finde ich Zuflucht in der kühlen Dominikanerkirche.

Vorne im Chorgestühl psalmodieren die Predigerbrüder die Vesper:

vertraute Worte,

ich steige ein wie in einen Strom:

...nicht uns oh Herr bring zu Ehren nicht uns, sondern deinen Namen, in deiner Huld und Treue,

warum solllen die Völker sagen: ihr Gott wo ist Er?...

und am Ende das langezogene dominikan. Salve Regina:


Ob wenigstens ein paar Nachtschwärmer von vergangener Woche hängengeblieben sind in dieser Heimat, die die Kirche in der Wüste dieser Stadt ist und bieten kann?-hoffe ich ...gementes et flentes...illos tuos misericordes oculos ad nos converte!


Freitag, 8. Juni 2007

just a call

Heute nachmittag-ein unerwarteter Anruf eines befreundeten Priesters.
Einfach so, er wolle mich nur wieder einmal hören,
nachdem er so lange Zeit auf Reisen war.

Eine Freude
und Seltenheit in dieser Stadt,
in der auch das fromme Leben der Katholiken
oft unter der Etikette des Anstands
und der Konventionen manchmal wie geknebelt erscheint.

Unnötig hinzuzufügen, dass dieser Freund und Priester
keinem der vornehmen österreichischen Stifte angehört,
(verzeih, Alipius,---- nix gegen Dich)
die auch ein Teil meiner Biographie sind...

Vielleicht hat C. Recht, wenn er mir unlängst bei einem
Cola-oder wars doch ein Eis (??)
auf dem Schwedenplatz sagte,
es scheine ihm, dies sei nicht die Zeit der monastischen Orden
sondern mehr jene der Bettelorden
und er dachte dabei an die dominikanische Familie....
Vielleicht hast du Recht, C. .....

Donnerstag, 7. Juni 2007

Fronleichnam in Wien

Lauda Sion Salvatorem!

Ich war heuer das erste Mal bei der großen Fronleichnamsprozession in der Wiener Innenstadt, und sie war tatsächlich ein unvergleichliches Erlebnis - all die bunten Gruppen, die sich dort zusammenfanden... Ein spanischer Priester, den ich kenne, meinte sogar, so eine "barocke Pracht" gebe es selbst bei Prozessionen in Spanien nicht... Das ist echtes "Vienna lifestyle"!

Auf den Bildern sind außer den Altären am Josefs- und am Petersplatz u. a. Mitglieder katholischer Studentenverbindungen (1. Bild), oberösterreichische "Goldhauben"-Damen (2. und 8. Bild), Mitglieder des Deutschen Ordens (2. Bild), der Apostolische Nuntius Edmond Farhat (4. Bild), die Gardemusik des Bundesheeres (7. Bild), Kardinal Schönborn (letztes Bild) sowie weitere illustre Persönlichkeiten ;-) zu sehen...










Dienstag, 5. Juni 2007

A jedes Viecherl is a besserer Mensch....

Diese fast legendäre Wiener Redensart, hörte ich erst kürzlich, etwas modifiziert aus dem Mund einer Kollegin:
(langjährige, gewissenhafte, ja, engagierte Krankenschwester auf einer Intensivstation) zum Thema Tod:
"Naja, wenn so ein Mensch stirbt, das kann ich ganz gut verkraften, das gehört zu meinem Beruf...aber der Gedanke, dass einer meiner beiden Hunde vielleicht bald stirbt,--nein wenn ich daran denke werde ich krank."
Soweit zur cultura mortis, einmal aus einem anderen, für diese Stadt aber ganz typischen Blickwinkel.

Grauslichkeiten und Symptome

Heftige Proteste bei Behinderten- und Lebensschutzorganisationen hat in den vergangenen Wochen ein "Lernbehelf" mit dem Titel Biomedizin des Wiener Genetikers Markus Hengstschläger hervorgerufen, in dem Behinderte ausschließlich als "defizitäre" medizinische "Fälle" dargestellt werden - und implizit deren Wahrnehmung als "lebensunwertes Leben" suggeriert wird. (Eine umfassende Kritik der Behindertenhilfsorganisation "Lebenshilfe" - leider Gottes mit einer der üblichen "Abtreibung von Behinderten ist schlecht, aber Abtreibung an sich ist super"-Bemerkung drinnen - sowie eine Antwort Hengstschlägers darauf findet man hier.)

Der gute Professor ist zwar Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben (!), führt aber auch - wie aus diesem Lebenslauf (allerdings nicht aus dem oben verlinkten) hervorgeht - "pränatale (am Ungeborenen) und postnatale genetische Diagnostik am Menschen" durch. (Und wozu die pränatale Diagnostik von genetischen Defekten und Behinderungen gut sein soll, können wir uns ja alle lebhaft vorstellen...)

Nun soll der "Lernbehelf" aus dem Verkehr gezogen und überarbeitet werden.

Ob's was hilft? Die cultura mortis ist bereits weit vorgeschritten...

Samstag, 2. Juni 2007

Lange Nacht der Kichen 2007

Wie im letzten Jahr, war es auch heuer wieder unmöglich sich all das anzusehen, was man sich eigentlich zu sehen vorgenommen hatte. Jegliche Planung , auch wenn sie nicht völlig überflüssig ist, wird sehr wahrscheinlich durchkreuzt, weil man mal dort etwas länger bleibt und hier einmal ausserplanmäßig hineinschaut. Dann wird natürlich vergessen die Fahrtzeit einzuplanen, bis schließlich das Chaos perfekt zu sein scheint. Aber dennoch oder gerade vielleicht wegen der Flexibilität war die vergangene Nacht ausgesprochen gelungen. Auch deshalb, weil es in diesem Jahr scheinbar weniger Menschen auf die Straßen getrieben hat. Das mag zunächst negativ erscheinen, ist aber für den einzelnen Besucher sehr angenehm, muss es sich doch nicht im heillosen Gedränge unwohl fühlen - abgesehen davon, dass solche Zustände einem Kirchenraum oft unangemessen sind. Nein, vielmehr glaube ich, dass es nicht wirklich weniger Besucher waren, sondern das sie sich heuer besser verteilt haben. Die offiziellen Zahlen sprechen sogar von einem Zuwachs. So gefiel mir der Stephansdom mit seiner Tuch- und Lichtinstallation diesmal recht gut, was im letzten Jahr nicht der Fall war. Mir schien, als waren es auch hier weniger Leute, die zugleich dem ausgesetztem Allerheiligsten weitaus würdiger und besinnlicher begegneten als im letzten Jahr. (Vielleicht habe ich aber auch nur einen guten Zeitpunkt erwischt.) Andererseits halte ich diese Praxis der Anbeteung, die einem auch in anderen Kirchen begegnen konnte, für fragwürdig, da eben gerade im Rahmen einer solchen (teilweise "Show"-)Veranstaltung wie der "Langen Nacht" seltener besinnliche Momente aufkommen können, als in einem stillen Kirchenraum. Ich halte die Angelegenheit für schwierig und wüsste nicht genau wie ich mich Positionieren sollte, da ich zum einen durchaus, auch im Dom, besinnliche Momente erlebte, andererseits aber eben beobachten musste, wie man sich für einen Kirchenraum, und insbesondere Gegenüber dem Allerheiligsten, äußerst unpassend verhielt.

Eine andere Station war für mich heuer endlich die Karlskirche, die in der "Langen Nacht" ausnahmsweise mal keinen Eintritt verlangte, was ich nutzen wollte um sie zu besichtigen. Zudem bietet die Karlskirche die Möglichkeit mit einem Lift bis zur Kirchendecke hinaufzufahren, um sich von einer Plattform in 32 Meter höhe die ausgemalte Kuppel zu betrachten. Die Fresken sind in der Tat beeindruckende Kunstwerke und wohl selten wieder wird man die Gelegenheit bekommen einer Kirchendecke so Nahe zu kommen. Andererseits finde ich es auch hier wieder eher kritisch, dass durch die Liftanlage mitten im Kirchenraum, die schlicht hässlich ist, eine gewisse Zweckentfemdung des Gotteshauses hin zur einer Erlebniskirche im touristischen Sinn stattfindet. Zu alldem würde natürlich auch hier das Allerheiligste ausgesetzt, wären sich die Massen am Lift drängelten und dabei dem Herrn scheinbar keine Beachtung schenkten.
Lobend muss man wieder die Ordenskirchen erwähnen. Benediktiner, Franziskaner, Zisterzienser und Dominikaner (u.a.) boten wieder vom Rosenkranzknüpfen für Kinder, über beeindruckende Orgelkonzerte, Besinnliches und Lehrreiches, über Einblicke in das Ordensleben bis hin zu der Mitfeier der Komplet ein rundum tolles Programm.

Freitag, 1. Juni 2007

Eine Maiandacht, die "fetzt"



Gestern war ich in der letzten Dom-Maiandacht in diesem Jahr, einer sehr feierlichen Veranstaltung mit Haydn- und Mozart-Musik, die rund 50 Minuten gedauert hat. Die Besucherzahl übertraf alle meine Erwartungen (und offenbar auch jene der Organisatoren): der Dom war voll wie sonst nur zu einem Hochfest, es gab fast keine Sitzplätze mehr. Die Bankreihen beim Wiener Neustädter Altar wurden erst relativ spät geöffnet, doch auch diese füllten sich vollständig. Natürlich gab es dementsprechend auch zu wenige Heftchen mit der Beschreibung der Andacht, was so manchen ziemlich verärgerte.

Obwohl klar war, dass einige Leute sicher nicht so sehr zu Ehren der Gottesmutter gekommen waren, sondern weil die Andacht auf Plakaten wegen ihrer musikalischen Darbietungen beworben worden war, war es trotzdem sehr eindrucksvoll, wie viele Menschen sich dort eingefunden hatten. Und das Ganze begann dann mit meinem Lieblings-Marienlied, "Glorwürd'ge Königin", alles andere als schlecht... :-)

Die Predigt wurde vom Großmeister des Deutschen Ordens, Bruno Platter OT, abgehalten, der die Lauretanische Litanei in den Mittelpunkt seiner Katechese stellte. Dabei griff er jeweils einen Begriff aus den einzelnen Abschnitten der Litanei heraus, sprach darüber, dann wurde der jeweilige Abschnitt von der Dommusik in der Vertonung von Joseph Haydn vorgetragen.

Anschließend wurde das Allerheiligste zu den Klängen des "Tantum ergo" (und zwar zur Melodie der Kaiserhymne - da gibt's nix! ;-)) ausgesetzt - war sehr berührend. Die Andacht endete mit dem Eucharistischen Segen sowie dem "Salve Regina" von Michael Haydn.

Wie ich mal irgendwo gelesen habe, werden Maiandachten heutzutage von Jahr für Jahr populärer - im Dom gibt es sie offenbar auch noch nicht sooo lange wieder (zehn Jahre vielleicht?). Es ist auf jeden Fall schön, wenn die Verehrung der Gottesmutter und die Anbetung des Allerheiligsten Sakramentes so viele Menschen anzieht.